03.04.2024 08:00 AM

Biodiversität einfach erklärt: Was ist biologische Vielfalt?

Unser Between the Towers (#btt) am 09. April 2024 stand im Zeichen des Themas „Biodiversität – The Next Big Thing“.  Warum wir das Thema in den Fokus gerückt haben?

Ganz einfach: Der Fokus liegt in Sachen Nachhaltigkeit noch zu sehr auf CO2-Emissionen und dem Klimawandel. Dabei vergessen wir den zweiten wichtigen Bestandteil der Nachhaltigkeit zu oft: die Biodiversität. Als Biodiversität bezeichnet die Biodiversitätskonvention der Vereinten Nationen übrigens die Artenreiche bzw. Vielfalt aller lebenden Organismen, Lebensräume und Ökosysteme auf dem Land, im Süßwasser, in den Ozeanen sowie in der Luft. Warum hohe Biodiversität mindestens so wichtig ist, wie der Fokus auf das Klima, erfahrt ihr im Folgenden.

Einfach erklärt: Biodiversität ist essentiell, aber wird einfach noch zu oft vergessen 👎🏼 | Tobias Raffel (Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung)

Penny Regal Biodiversität

Was passieren würde, wenn die Biodiversität zurückgeht, hat 2018 eine Penny-Filiale zum Weltbienentag demonstriert: Alle Artikel im Sortiment, die direkt oder indirekt von der Biene abhängig sind, wurden aus den Regalen entfernt. Die Konsequenz: Fast 60 Prozent der Artikel der Handelskette würde es ohne Bienen und andere bestäubende Insekten im Ökosystem nicht geben. Wer sich fragt, woran das liegt: Die Bestäubung ist für den artenreichen Organismus, Vogelarten und auch für den Klimaschutz essentiell. Eine hohe Diversität im Ökosystem ermöglicht die Vielfalt innerhalb der Arten und Lebensräume wie dem Meer.

Das ist nur eine von mehreren wesentlichen Erkenntnissen aus dem Vortrag von Dr. Tobias Raffel (Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung). Er hat uns eine Einführung zum Thema Biodiversität gegeben und viele der Anwesenden im Raum sicherlich nachdenklich gemacht. Wie auch nicht bei folgenden Fakten?

  • Mehr als 50 Prozent des Welt-BIP hängen direkt/indirekt von der Natur ab
  • Besonders betroffen: Die Sektoren Landwirtschaft, Bergbau, Forstwirtschaft, Fischerei und Tourismus
  • Stand jetzt werden externe Effekte bzw. die Leistung der Natur in den Produktpreisen nicht berücksichtigt. Wäre das der Fall, müssten Würstchen 88%, Mozzarella 74% und Fruchtjoghurt 31% teurer sein!

Mehr spannende Insights findet ihr in Tobias ganzem Vortrag:

2) Positiv: In Sachen Regulierung tut sich einiges für die Biodiversität | Denis Frischmann (Leeana)

Folie des BtT-Vortrags von Denis Frischmann (Leeana)

Die gute Nachricht: Das Thema kommt langsam bei den Regulierern an. Es gibt mehr Vorgaben, wie über generische Vielfalt und Biodiversität berichtet werden muss. In ein paar Jahren werden davon bereits 50.000 Unternehmen betroffen sein. Die wichtigsten Regelwerke dabei: die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und The Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD).

Das hat Denis Frischmann von Leeana in seinem Impuls erläutert. Eine wichtige Funktion nimmt hier der von vielen Organisationen verwendete LEAP-Ansatz ein. Er beschreibt, dass Unternehmen die Naturleistungen zunächst lokalisieren (locate, L), müssen und im Anschluss bewerten (evaluate, E), mögliche Risiken identifiziert (assess, A) und sich darauf vorbereiten können (prepare, P). Am schwierigsten dabei ist v. a. die Erfassung und Bewertung von Naturdaten.

Möglichkeiten dafür gibt es einige, z. B. Satellitendaten, eDNA, GPS-Tracker, Akustiksignale und vieles mehr. Die Artenvielfalt und der Lebensraum der Tier- und Pflanzenarten muss geschützt werden. Mehr dazu findet ihr in Denis‘ Vortrag:

3) Aber: Die Finanzierungslücke ist einfach riesig! Kaum private Gelder für die biologische Vielfalt | Andrea Reuter (Global Nature Fund) 

Slide aus dem BtT-Vortrag von Andrea Reuter (Global Nature Fund) zum Thema Biodiversität

711 Milliarden US-Dollar – so groß ist die Finanzierungslücke für Biodiversitätsprojekte. Das Problem ist seit ein paar Jahren bekannt, trotzdem fließen noch zu wenig privat-wirtschaftliche Gelder in diesen Markt.

Das berichtet Andrea Reuter vom Global Nature Fund in ihrem Impuls und zeigt auf, dass momentan 57 Prozent der in Biodiversität gesteckten Geldern aus der öffentlichen Hand kommen. Weit dahinter rangieren zum Beispiel Biodiversity Offsets mit 6 Prozent und „grüne“ Finanzprodukte mit 4 Prozent. Da ist noch viel Potenzial nach oben!

Welche konkreten Lösungen gibt es bereits, um die von aussterben bedrohten Tiere und Pflanzen und ihre Lebensräume mit Geldern zu finanzieren? Zu nennen wären hierbei Green Bonds, die aber momentan noch vor allem in den Energie- und Gebäudesektor fließen. Zudem erwähnenswert sind verschiedene Formen des Impact Investings und Sustainability Linked Loans. Eins wurde aber auch schnell klar: Deutschlands Banken haben hier noch Nachholbedarf.

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