Ob Software oder Hardware, ob Programmierer oder Vertriebsmitarbeiterin – eine nachhaltige IT-Infrastruktur im Unternehmen geht alle an. Warum nachhaltige IT für Unternehmen kein Trend, sondern ein absolutes Muss für die Zukunft ist, zeigen wir in diesem Beitrag.
Warum Unternehmen jetzt die ersten Schritte zu nachhaltiger IT gehen müssen
Mehr als nur Papier sparen – Effiziente und nachhaltige Nutzung von IT-Ressourcen
Nachhaltige IT ist mehr als der E-Mail-Abbinder, in dem man darauf hingewiesen wird: „Bitte drucken Sie diese E-Mail nicht aus – der Umwelt zuliebe!” Der Begriff beschreibt, dass IT-Ressourcen auf eine Weise genutzt werden, dass die Umweltbelastung so gering wie möglich gehalten wird.
Das beinhaltet zum Beispiel, lieber einen Server zu 100 Prozent auszulasten als drei zu je einem Drittel. Nachhaltige IT bedeutet auch, Elektroschrott zu minimieren, also zum Beispiel Hardware nicht immer gleich neu zu kaufen, sondern bei kurzfristiger Nutzung zu mieten und zu recyceln (das geht übrigens bei Grover, was wir bei neosfer nicht nur selbst nutzen, sondern was auch eines unserer Portfolio-Unternehmen ist). Dazu kann auch gehören, abzuwägen zwischen der Nutzung einer möglicherweise effizienteren Cloud-Infrastruktur oder dem kontrollierbaren und transparenten lokalen Betrieb. Auch die Art des eingekauften Stroms kann Teil der Nachhaltigkeit in der IT sein: Wo und wann kann ich meine Software laufen lassen, um möglicherweise überschüssige grüne Energie zu verwenden? Das Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit in IT-Infrastrukturen gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Und es geht grundsätzlich um die Reduzierung des Energieverbrauchs durch Software. Bei Software, die millionenfach eingesetzt wird, können schon kleine, scheinbar unbedeutende Verbesserungen global große Auswirkungen haben. Dieser Skalierungseffekt ist nicht zu unterschätzen, auch wenn es für das komplexe und intransparente Thema Nachhaltig durch IT noch keinen einheitlichen Weg der Messung gibt.
Die Vorteile nachhaltiger IT für Unternehmen in der Digitalisierung
Wenn Unternehmen auf nachhaltige IT umsteigen und sie vorantreiben, steht am Anfang eine grundlegende Erkenntnis: Die Digitalisierung kann einen großen positiven Einfluss auf unsere CO2-Bilanz haben und natürliche Ressourcen schonen. Gleichzeitig hat alles Digitale automatisch eine physische Seite, einen CO2-Fußabdruck.
Nachhaltigkeitsbedenken sollten Digitalisierungsbemühungen zwar nicht grundsätzlich bremsen, da beides Hand in Hand geht. Allerdings muss in der IT und in Unternehmen generell das Bewusstsein dafür geschärft werden, welche entscheide Rolle die Auswirkungen des technologische Fortschrittes auf die Umwelt haben und wie negative Folgen minimiert werden können. Wir bei neosfer, Frühphaseninvestor und Innovationseinheit der Commerzbank, sind mitten in diesem Lernprozess zu Gestaltung einer nachhaltigeren Zukunft, wie weiter unten zu lesen ist.
Nachhaltige IT sollte möglichst immer auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet werden. Die gute Nachricht: Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit bei Lösungen in der IT-Landschaft bedeuten oft ohnehin Kosteneinsparungen durch geringere Energie-, Hardware- und Betriebskosten.
Für das Image eines Unternehmens hat nachhaltige IT viele positive Nebeneffekte: Ein Unternehmen, das Nachhaltigkeit fördert, steigert seine Attraktivität in der Geschäftswelt für Kund:innen, Partner:innen und nicht zuletzt für aktuelle und potenzielle Mitarbeitende – ein großes Plus auf dem umkämpften Fachkräftemarkt. Ganz nebenbei erfüllt sie zudem aktuelle und möglicherweise zukünftige gesetzliche Anforderungen und die Nachhaltigkeitsziele können besser erreicht werden. Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit zu sein, ist nach wie vor ein Alleinstellungsmerkmal.
Das Thema Green IT hat enorm an Bedeutung gewonnen
Nachhaltige IT ist im Übrigen nicht völlig neu. Bereits seit den Neunzigern wird über energieeffiziente Informationstechnologie diskutiert. Schon damals prangte der blaue „Energy Star“-Sticker auf Geräten, die zu der Zeit bestimmten Energiesparstandards entsprachen. Doch erst in den vergangenen Jahren hat das Thema deutlich an Fahrt aufgenommen, unter anderem getrieben durch die wachsende Bekanntheit von Umwelt- und Klimaschutzbewegungen, weltweite Proteste und neue regulatorische Rahmenbedingungen wie die EU-Richtlinie zur Energieeffizienz und mehr Nachhaltigkeit.
Heute ist das Thema viel relevanter und weitreichender. Beispielsweise bieten immer mehr Infrastrukturdienstleister die Möglichkeit, zu prüfen, wie viele Emissionen eine Software verursacht und die Umweltfreundlichkeit verbessert werden kann. Die wichtigsten Konzerne der Welt positionieren sich zur Nachhaltigkeit in der IT: Zu den Mitgliedern der international aufgestellten Green Software Foundation, der weltweit größten Organisation im Thema nachhaltiges Handeln in der IT, zählen Tech-Giganten wie Microsoft und Alphabet oder Finanzinstitute wie die Schweizer Bank UBS.
Wie wir nachhaltige IT bei neosfer einführen
Bei neosfer beschäftigen wir uns schon seit einiger Zeit mit der Frage, wie wir unsere IT-Infrastruktur nachhaltiger gestalten können. Der wichtigste erste Schritt war und ist für uns – wie für jedes Unternehmen, das nachhaltige IT einführen will – die Sensibilisierung der Mitarbeitenden. Dahinter steht die einfache Erkenntnis, dass jede und jeder einen Beitrag leisten und so auch den eigenen ökologischen Fußabdruck verringern kann. Vergleichbar mit dem Skalierungseffekt bei Software summieren sich auch die kleinsten Handlungen Einzelner. Wir haben dazu einige Vorträge und Schulungen für das Team angeboten und versucht, zunächst ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen. Es ist für die Leute immer sehr verständlich, wenn man ihnen zum Beispiel sagt, dass eine Stunde Streaming ungefähr dem CO2-Äquivalent von 300 Metern Autofahren entspricht (wobei es hier sehr unterschiedliche Zahlen gibt, die Zahl kann also nur eine Annäherung sein).
Im Unternehmenskontext versuchen wir zum Beispiel zu vermitteln, dass alte E-Mails oder ungenutzte Dateien nicht nur Speicherplatz, sondern auch Energie verbrauchen und somit umweltfreundlicher ist. Oder dass Videotelefonie wie mit Google Meet und anderen Tools weniger CO2-Emissionen verursacht, wenn sie mit niedriger Videoqualität durchgeführt wird.
Neben der Sensibilisierung aller Mitarbeitenden sind im Prozess hin zu einer nachhaltigen IT spielen vor allem die ITler selbst eine entscheidende Rolle. Zu Beginn müssen sie den Ist-Zustand der bestehenden Projekte analysieren. Denn was man nicht messen kann, kann man auch nicht verbessern. Nutzt man eine Cloud-Infrastruktur wie Microsoft Azure oder die Google Cloud Platform, gibt es beispielsweise Dashboards, die einen groben Überblick über den Verbrauch bestehender Projekte geben und so das Bewusstsein zur Nachhaltigkeit fördern. Um herauszufinden, welchen Fußabdruck eine Website bei Benutzung durch Kund:innen verursacht, kann man ein frei zugängliches Tool wie websitecarbon.com nutzen. Im Bild ist zu sehen, wie das Ergebnis für unsere eigene Website aktuell ist – schon wirklich gut, aber es gibt noch Luft nach oben. Macht doch auch mal für eure Seite(n) den Test!
Darüber hinaus braucht es ein langfristiges Monitoring, um Veränderungen auch über längere Zeiträume vergleichbar zu machen und überprüfen zu können, ob gesteckte Ziele zum Umweltschutz erreicht wurden. Das ist beispielsweise der nächste Schritt für uns bei neosfer.
Bessere User Experience und Kosteneinsparungen durch Nachhaltigkeit in der IT
Ein Fun Fact aus der Softwareentwicklung: Nachhaltigkeit sorgt auch für eine bessere User Experience. Denn wenn Kundinnen und Kunden etwa in einer App schneller ans Ziel kommen, hilft das auch, den Stromverbrauch zu senken. In gewisser Weise ist nachhaltige IT eine Frage des Mindsets: Man sollte den Wunsch nach einer nachhaltigen Infrastruktur in sämtliche Entscheidungsprozesse einfließen lassen und diese energieeffizienter und ressourcenschonender gestalten. Wenn beispielsweise ein Feature einen sehr großen Fußabdruck hat, sollte man sich fragen: Ist das Feature unverzichtbar oder kann das Ziel auch anders erreicht werden? Um solche Fragen überhaupt stellen und beantworten zu können, ist Nachhaltigkeit mittlerweile auch beim Onboarding neuer IT-Fachkräfte ins neosfer-Team ein Thema – übrigens ganz im Gegensatz zu IT-Ausbildungen in Deutschland, wo der CO2-Fußabdruck noch eher selten Bestandteil der Lehre ist.
Was für uns gut funktioniert, ist, uns Beispiele nachhaltiger IT aus anderen Unternehmen anzuschauen, Best Cases zu betrachten und auch mit den Menschen zu sprechen und von deren Erfahrungen zu profitieren. Wir haben Erfolgsfaktoren und Herausforderungen analysiert und dann nur das übernommen, was bei uns gute Chancen hat, auch wirklich nachhaltig umgesetzt zu werden – zum Beispiel die Auslastung von Servern oder die Optimierung zu ladender Dateien.
Plädoyer für den schnellen Start
Die Einführung nachhaltiger IT in einem Unternehmen hat also zahlreiche ökologische, ökonomische und soziale Vorteile und ist definitiv kein Trend, sondern ein Muss für die Zukunft. Man denke nur an die rasanten Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz: Laut World Economic Forum steigt der Energiebedarf für die Ausführung von KI Aufgaben jedes Jahr um ca. 30 Prozent. Das ist eine Menge. Solche Entwicklungen in der digitalen Transformation machen es nötig, dass Unternehmen jetzt ihre Infrastruktur zukunftsfähig aufstellen.
Wie wir in unserem Beitrag gezeigt haben, sind die ersten Schritte gar nicht schwierig. Unternehmen brauchen nicht sofort ein umfangreiches Konzept, sondern können und dürfen auch klein anfangen. Denn jede Beteiligung zählt.