Die Vor- und Nachteile von Nachhaltigkeitszertifizierungen können je nach spezifischer Zertifizierung und ihrem Zweck variieren, auch Wettbewerbsvorteile können daraus entstehen. Sie können Unternehmen, die soziale und ökologische Verantwortung in den Vordergrund stellen, viele Vorteile bieten.
„1% for the Planet“ ist ein expandierendes globales Netzwerk von über 3.400 Unternehmen und einer wachsenden Gemeinschaft von Einzelmitgliedern.
Du kannst die Zertifizierung als eine Gemeinschaft von Unternehmen und Einzelpersonen verstehen, die sich für die Unterstützung von Umweltlösungen einsetzen. Die Mitglieder spenden mindestens 1 % ihres Jahresumsatzes oder Gehalts direkt an anerkannte Umweltpartner:innen. Unternehmen können durch eine Kombination aus Geldspenden und Werbemaßnahmen spenden, während Einzelmitglieder durch Geldspenden und Freiwilligenarbeit teilnehmen.
Die teilnehmenden Organisationen unterstützen Tausende von gemeinnützigen Partner:innen in 64 Ländern weltweit. Seit 2002 haben ihre Mitglieder mehr als 435 Millionen Dollar an gemeinnützige Umweltorganisationen gespendet und damit einen großen Beitrag zum Erhalt und Schutz unseres Planeten geleistet.
Die größten Vorteile sind die globale Anerkennung und eine engagierte Community. Das Unternehmen kann das Label lizenzieren, um das „1% for the Planet“ Logo auf Produkten und Werbematerialien zu verwenden. Somit lässt sich auch öffentlichkeitswirksam deutlich machen, welchen Einfluss das eigene Unternehmen nimmt. Gleichzeitig wird glaubhaft aufgezeigt, dass diese Versprechen kein Greenwashing sind, sondern Verpflichtungen zu positivem Handeln.
Im Rahmen des Zertifizierungsprozesses dokumentieren die Mitglieder jährlich ihre Beiträge, einschließlich finanzieller und ehrenamtlicher Unterstützung für anerkannte Partner:innen. Die Zertifizierung durch Dritte bestätigt das Engagement der Mitglieder für den Planeten, und das Logo dient als vertrauenswürdiges Gütesiegel ohne das Risiko des Greenwashings. Millionen von Produkten und Dienstleistungen auf der ganzen Welt tragen das Logo und machen es damit zu einem weltweit anerkannten Symbol.
GoodWell ist eine gemeinnützige Organisation, die die Mitarbeiter:innenzufriedenheit durch die Zertifizierung fairer, gerechter und menschenwürdiger Arbeitsplatzpraktiken stärkt. Die Initiative begann mit dem Ziel, positive Veränderungen für Arbeitnehmer:innen auf der ganzen Welt zu bewirken. Heute konzentriert sich GoodWell auf die Unterstützung von Unternehmen, die positive soziale und ökologische Änderungen fördern.
Das GoodWell-Zertifizierungsverfahren umfasst eine eigene eNPS-Umfrage (Employer Net Promoter Score), die das Engagement der Mitarbeiter:innen objektiv durch qualitative und offene Fragen ermittelt. Das GoodWell-Team wertet dann beide Datensätze aus, um mögliche Probleme und Best Practices zu identifizieren.
Anhand der quantitativen Daten segmentiert GoodWell die Ergebnisse nach einem Faktor, der für das zertifizierende Unternehmen am hilfreichsten ist (z. B. Geschlecht, Abteilung, Alter usw.), um die Bereiche zu ermitteln, in denen das Mitarbeiter:innenengagement niedriger ist als im Durchschnitt des Unternehmens. Das Machine Learning, die natürliche Sprachverarbeitung und die Stimmungsanalyse werten dann das subjektive Feedback aus.
Das Feedback der Beschäftigten wird in 13 allgemeine Themenbereiche eingeteilt, z. B. Vergütung, Sozialleistungen, Kommunikation am Arbeitsplatz und gemeinsame Werte. Die Umfrage erfasst auch “ Red Flag“-Themen, die sich auf unethisches Verhalten und Belästigung beziehen, und gibt den Führungskräften die Möglichkeit, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und zu beheben.
Die wichtigsten Kennzahlen, die ausgewertet werden, sind unten aufgeführt:
- eNPS
- CEO-Gehalt im Verhältnis zum Durchschnittsgehalt der Mitarbeiter:innen
- Gehalt des Führungsteams im Vergleich zum Durchschnittsgehalt der Mitarbeiter:innen
- Geschlechtsspezifische Gehaltsunterschiede
- Lohngefälle nach Herkunft
- Sicherheit – Verletzungen pro 200k Arbeitsstunden
- Einsatz von minderjährigen Arbeitnehmer:innen
- Einsatz von Teilzeitkräften
- Arbeitnehmer:innen, die weniger als einen Armutslohn verdienen
- Mitarbeiter:innenfluktuation
Buy one give one (B1G1) vergibt das Member Gratitude Certificate. Diese globale Initiative ermöglicht es Unternehmen, einen positiven Effekt auf die Welt zu haben. Ihr Ziel ist es, eine Welt des Gebens zu schaffen, die sich auf Impact, die Schaffung von Spendengewohnheiten und B2B-Beziehungen konzentriert. Der Zweck des Zertifikats ist es, die Beiträge von Unternehmen zur Schaffung einer besseren Welt anzuerkennen und zu würdigen. Unternehmen können so viel spenden, wie sie wollen, angefangen bei einem Cent.
Das Zertifikat fördert hohes gesellschaftliches Engagement und vergibt das Recht auf die Lizenz, das B1G1-Logo auf Produkten und Branding-Materialien zu verwenden. Das Member Gratitude Certificate dient als Symbol der Wertschätzung und Anerkennung für Unternehmen, die sich mit ihren Spendenaktivitäten für eine bessere Welt einsetzen. Ebenfalls möglich ist es, den kollektiven Einfluss der Mitglieder zu zeigen und andere zu inspirieren, sich der Bewegung anzuschließen. Wenn du B1G1 zertifiziert werden möchtest, solltest du die hier aufgeführten Schritte befolgen.
Die Kriterien, die für das Zertifikat herangezogen werden, basieren auf den wohltätigen Spendenaktivitäten der Unternehmen. Das sind die Anzahl der unterstützten Projekte, die Gesamtspendensumme und die Auswirkungen in Form von veränderten Leben und Gemeinschaften. Diese Kennzahlen werden über die B1G1-Spendenplattform verfolgt, die es Unternehmen ermöglicht, aus einer Reihe von Projekten mit großer Wirkung auszuwählen und regelmäßig Kleinstspenden zu leisten. Diese Projekte umfassen Bildung, Umwelt, Ernährung, Gesundheit, Unterkunft, Einkommensschaffung, Menschenrechte und Lebensverbesserung.
FairTrade
Die Zertifizierung FairTrade wird an Produkte vergeben, die den Standards von FairTrade USA entsprechen. Die gemeinnützige Organisation setzt sich dafür ein, nachhaltige Lebensgrundlagen für Landwirt:innen und Arbeiter:innen in Entwicklungsländern zu fördern. Die Zertifizierung verbessert die Lebensgrundlagen, schützt die Umwelt und baut belastbare, transparente Lieferketten auf. Fair Trade Zertifikate geben Verbraucher:innen eine Möglichkeit, faire Handelspraktiken zu unterstützen und sicherzustellen, dass die von ihnen gekauften Produkte ethisch beschafft sind. Seit 1998 wurden die Partnerschaften schrittweise erweitert und umfassen mittlerweile mehr als 1.500 verantwortungsbewusste Unternehmen.
Die FairTrade-Zertifizierung umfasst bestimmte wirtschaftliche, Umwelt- und Sozialanforderungen. Dies beinhaltet die Zahlung von Mindestpreisen, in die Investitionen für das hochwertige, nachhaltig produzierte Produkt eingeschlossen sind. Produkte müssen strengen sozialen, Umwelt- und Wirtschaftsstandards entsprechen. Besonderes Augenmerk liegt auf sicheren Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und nachhaltigen Lebensgrundlagen. Unternehmen zahlen einen zusätzlichen Betrag, der an die zertifizierende Stelle zurückgegeben wird, genannt Gemeindeentwicklungsfonds. Diese Fonds ermöglichen es den Landwirt:innen und Arbeiter:innen, in Entwicklungsprojekte zu investieren, die große Bedarfe ihrer Gemeinde, wie z. B. Wasser, Bildung, Wohnen und Gesundheitsversorgung, adressieren.
Probleme von Nachhaltigkeitszertifikaten
Neben der zunehmenden Beliebtheit der Zertifizierung hat auch die Überprüfung und Kontrolle der Zertifizierungen zugenommen. Die Legitimität und die Wirksamkeit werden infrage gestellt. Umso wichtiger also, die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit dieser Zertifikate zu prüfen. Zu den häufigsten Kritikpunkten zählen Greenwashing, Verifizierung und Durchsetzung sowie der begrenzte Umfang der Nachhaltigkeitsthemen.
Greenwashing
Eine der größten Sorgen bei Nachhaltigkeitszertifikaten ist das Potenzial für Greenwashing. Dabei handelt es sich um irreführende Behauptungen über die sozialen und ökologischen Leistungen eines Unternehmens. Dies wirft die Frage auf, wie streng die Standards für die Vergabe von Zertifikaten wirklich sind. Greenwashing bedeutet, dass sich ein Unternehmen zu Marketingzwecken als umweltbewusst ausgibt, in Wirklichkeit aber keine nennenswerten nachhaltigen Anstrengungen unternimmt. Nachhaltigkeitszertifizierungen können für Greenwashing missbraucht werden, wenn es ihnen an Transparenz mangelt oder sie sich auf eine Selbstzertifizierung ohne angemessene Überprüfung stützen. So können Unternehmen sich auf nachhaltige Praktiken berufen, ohne sinnvolle Änderungen in ihren Abläufen vorzunehmen, was zu irreführenden Behauptungen führt. Greenwashing schadet nicht nur der Umwelt, sondern untergräbt auch das Vertrauen der Verbraucher:innen in die Nachhaltigkeit. Deshalb ist es wichtig, Zertifizierungen zu wählen, die einen strengen Bewertungsprozess durchlaufen und für ihre Integrität anerkannt sind.
Am besten vermeidest du Greenwashing, indem du deine Kund:innen transparent über deine Praktiken informierst und mit statistischen Daten untermauerst, was du von dir behauptest. Genau das ist die Taktik, die zuverlässige und effektive Zertifizierungen anwenden.
Kontrolle und Durchsetzung
Verifikation und Durchsetzung sind bei einigen Nachhaltigkeitszertifikaten eine Herausforderung. Es bedarf eines rigorosen und transparenten Prozesses, um sicherzustellen, dass zertifizierte Unternehmen die Standards einhalten. Zertifikate, die auf Selbstberichterstattung und Selbstzertifizierung beruhen, sind besonders unglaubwürdig, da ungenaue oder irreführende Informationen bereitgestellt werden können. Auch bei Zertifikaten mit Verifizierung durch Dritte können Überwachung und Durchsetzung herausfordernd sein. Ressourcen für Audits und Untersuchungen sind oft knapp. Es besteht auch die Gefahr, dass Zertifizierungsstellen durch die Unternehmen beeinflusst werden, die sie zertifizieren, was die Integrität des Prozesses beeinträchtigen kann. Zertifizierungsorganisationen müssen robuste Verifikations- und Durchsetzungsmechanismen haben, inklusive regelmäßiger Audits, Untersuchungen und Transparenz. Hierauf solltest du besonders achten, falls du dein Unternehmen zertifizieren lassen willst.
Begrenzte Bandbreite und fehlende langfristige Vision
Eine begrenzte Reichweite und fehlende langfristige Vision sind drängende Herausforderungen für einige Nachhaltigkeitszertifikate. Zertifizierungen, die sich auf ein einzelnes Problem oder limitierte Kriterien konzentrieren, können breitere Nachhaltigkeitsprobleme wie soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit oder demokratische Beteiligung vernachlässigen. Dies kann zu einer Zertifizierung führen, die nicht mit den Gesamtzielen der Nachhaltigkeit übereinstimmt und sogar zu Greenwashing beiträgt. Weiterhin können einige Zertifizierungen in Bezug auf Geografie oder Sektor begrenzt sein. Das führt dazu, dass wichtige Interessengruppen ausgeschlossen oder Nachhaltigkeitsprobleme übersehen werden, die in anderen Regionen oder Branchen relevant sind.
Eine weitere Herausforderung ist der Mangel an langfristiger Vision. Einige Zertifizierungen können sich kurzfristig auf unmittelbare Auswirkungen fokussieren. Dadurch versäumen sie, langfristige Nachhaltigkeitsprobleme wie Klimawandel, Ressourcenknappheit oder soziale Ungleichheit anzugehen. Dies kann zu einem falschen Gefühl der Zielerreichung beitragen. Langfristig führt es aber dazu, dass systemische Nachhaltigkeitsprobleme nicht angegangen werden.
Um diese Herausforderungen zu meistern, müssen Nachhaltigkeitszertifikate einen umfassenden und ganzheitlichen Ansatz haben. Dieser sollte den breiteren Kontext von Nachhaltigkeitsproblemen berücksichtigen und eine langfristige Perspektive einnehmen. Zertifizierungen müssen an verschiedene Branchen und Geografien anpassbar sein und eine diverse Gruppe von Interessen in den Zertifizierungsprozess einbeziehen. Transparenz ist ein wichtiger Bestandteil der nachhaltigen Zertifizierung. Nachdem Unternehmen das Zertifikat erhalten haben, sollten sie weltweit dazu verpflichtet sein, fortlaufend über ihre Praktiken zu berichten. Heute haben mehrere Länder Regeln und Vorschriften, die besagen, dass Nachhaltigkeitsberichterstattung jährlich obligatorisch ist. Das solltest du auch bei der Wahl deiner Zertifizierung berücksichtigen.