Nachhaltigkeit ist mehr als CO₂-Reduktion. Und doch hat sich der wirtschaftliche Diskurs in den vergangenen Jahren sehr stark um sie gedreht. Unternehmen eiferten den NetZero-Zertifikaten nach. Neue Geschäftsmodelle rund um den CO₂-Fußabdruck und die -Kompensation schossen wie Pilze aus dem Boden.
Ein Thema, das bis heute nur wenig Beachtung findet , ist die Biodiversität. Sie umfasst drei wesentliche Aspekte: die genetische Vielfalt, die Artenvielfalt und die Vielfalt der Ökosysteme sowie die Strukturen innerhalb und zwischen den Lebensformen. Biodiversität sorgt für stabile Ökosysteme, die uns mit lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen versorgen, wie Nahrung, sauberes Wasser und Holz. Sie reguliert das Klima, die Wasserqualität, natürliche Schädlingsbekämpfung und vieles mehr. Es gibt sogar einen Sammelbegriff für die unterschiedlichen Beiträge, die Ökosysteme zum menschlichen Wohlbefinden leisten: Ökosystemleistungen. Kurz gesagt: Ohne Biodiversität könnten wir nicht überleben. Zudem ist der Verlust von Biodiversität einer der relevantesten globalen Risikofaktoren für viele Unternehmen, denn mehr als die Hälfte der globalen Wertschöpfung hängt moderat oder stark von Ökosystemleistungen ab, das entspricht etwa 44 Billionen US-Dollar jährlich.
Um die Bedeutung von Systemen wie Biodiversity Credits für den Erhalt der Biodiversität zu verstehen, ist zunächst die Erkenntnis wichtig, dass bereits ein partieller Verlust an Ökosystemleistungen fatale Folgen hätte. Er würde für Branchen wie Landwirtschaft, Bauwesen und die Lebensmittelindustrie massive Einbußen bedeuten. Die Weltbank schätzt, dass dies zu einem globalen BIP-Verlust von 2,3 Prozent führen könnte – oder in absoluten Zahlen: etwa 2,7 Billionen US-Dollar bis 2030.