Ein weiteres Jahr neigt sich dem Ende zu. Genau der richtige Zeitpunkt, über den ständigen Wandel sowie die Innovationen und Veränderungen nachzudenken, die 2023 geprägt haben. In dieser Zusammenfassung werfen wir von neosfer einen Blick auf die Bereiche Technologie, Nachhaltigkeit, Banking und Venture Capital. Dabei entwirren wir das Geflecht aus Innovationen und Trends, die uns dieses Jahr bewegt haben. Von bahnbrechenden technologischen Sprüngen bis hin zu entscheidenden Meilensteinen der nachhaltigen Entwicklung, von der dynamischen Evolution des Bankwesens bis hin zur herausfordernden Risikokapital-Landschaft – wir erkunden die wichtigsten Entwicklungen, die nicht nur das Jahr geformt haben, sondern auch die Zukunft bestimmen werden.
Das Jahr im Rückblick: Von Tech-Revolution bis Nachhaltigkeit
Das Jahr 2023 in Tech
Die visuelle Darstellung der Tech-Trends unterstreicht die hohen Innovations- und Interessenwerte in den Bereichen angewandte Künstliche Intelligenz (KI), fortschrittliche Konnektivität, digitale und Computer-Innovationen sowie Nachhaltigkeit in der Tech-Branche. Diesen Bereichen wird zum einen ein hoher Innovationsgrad zugeschrieben und zum anderen haben sie ein hohes Interesse seitens des Marktes generiert, was ihre Auswahl als unsere Kernthemen rechtfertigt.
Angewandte künstliche Intelligenz und Machine Learning
Im Jahr 2023 erlebte der Bereich der angewandten KI und des Machine Learning eine unfassbare Innovationsdynamik, getrieben von OpenAI und weiteren Unternehmen. Insgesamt lassen sich bereits erste Auswirkungen auf Branchen wie das Finanzwesen, den Einzelhandel und die Logistik beobachten.
Einzelhandelsunternehmen nutzen KI bspw. zur Analyse des Kund:innen-Verhaltens und bieten so ein individuelles Einkaufserlebnis. Insbesondere Machine Learning hat das Bestandsmanagement und die prädiktiven Analysen revolutioniert und ermöglicht es Einzelhändler:innen, die Bedürfnisse ihrer Kund:innen genauer zu erkennen und ihre Produkt-Strategie dementsprechend anzupassen.
Die Verschmelzung von KI mit erneuerbaren Energien bedeutete 2023 einen großen Sprung in Richtung umweltfreundlicher Energielösungen. KI-Algorithmen spielen eine zentrale Rolle bei der Verbesserung der Effizienz und Zuverlässigkeit von erneuerbaren Energiesystemen, vor allem in der Konzeptionsphase. Sie prognostizieren den Energiebedarf, optimieren den Netzbetrieb und integrieren nahtlos erneuerbare Energiequellen, während sie gleichzeitig die Treibhausgasemissionen reduzieren.
Eine wichtige Innovation in diesem Bereich ist der Global Renewables Watch. Dieser Live-Atlas nutzt KI und Satellitenbilder, um Solar- und Windenergieanlagen in großem Maßstab zu kartieren. Er bietet einen dynamischen Überblick über den Übergang zu sauberer Energie und ermöglicht die Verfolgung von Trends. KI-gestützte Modelle waren entscheidend für die Verfolgung von Umweltveränderungen, die Verwaltung natürlicher Ressourcen und den Beitrag zu nachhaltigen Maßnahmen.
Diese Fortschritte verdeutlichen die wachsende Bedeutung von KI und ML, nicht nur als Werkzeuge zur Optimierung von Unternehmen, sondern auch als Katalysatoren für positive gesellschaftliche und ökologische Veränderungen.
Digitale und computergestützte Innovationen
Die Fortschritte bei den digitalen und computergestützten Innovationen, insbesondere beim Cloud- und Edge-Computing sowie beim Quantencomputing, waren (auch wenn sie oft unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung fliegen) immens. Das Cloud Computing mit seiner immensen Skalierbarkeit wird zunehmend zu einem nicht-wegzudenkenden Eckpfeiler im E-Commerce und in der Cybersicherheit. Es ermöglicht umfangreiche Datenanalysen und robuste, sichere Cloud-basierte Anwendungen, die für den wachsenden Bedarf dieser Sektoren entscheidend sind. Edge Computing bringt einen Paradigmenwechsel mit sich, indem es die Datenverarbeitung in Echtzeit in der Nähe der Datenquellen verbessert, was sich 2023 besonders in der Fertigung und im expandierenden Bereich der autonomen Fahrzeuge als entscheidend erwiesen hat.
Das Quantencomputing rückte ins Rampenlicht. Unternehmen können in Zukunft Quantencomputing für die Materialforschung nutzen, um die Bindungseigenschaften und die Auswahlfähigkeit von metallorganischen Gerüsten zu untersuchen, die zum Filtern von Kohlendioxid aus der Atmosphäre verwendet werden. So kann diese Technologie entscheiden dazu beitragen, dass wir eine nachhaltige Zukunft auf unserem Planeten kreieren.
Die Technologien für Augmented und Virtual Reality haben große Sprünge gemacht und das Nutzer:innenerlebnis in verschiedenen Bereichen merklich verbessert. Im Bildungswesen ermöglichen sie in immer größerem Maße immersive Lernerfahrungen und im Gesundheitswesen die fortschrittliche Simulation von Patient:innen-Behandlungen. In der Unterhaltungsbranche bieten diese Technologien fesselndere und interaktivere Erfahrungen und veränderten somit in 2023 die Landschaft der digitalen Interaktion in einigen Bereichen..
GreenTech-Innovationen
Im Jahr 2023 hat sich die Tech-Branche zunehmend auf den Bereich Nachhaltigkeit als einen der wichtigsten Innovationsmotoren konzentriert. Green-Computing-Initiativen, die darauf abzielen, die Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren, werden immer häufiger. Zu den Bemühungen in diesem Bereich gehören die Optimierung der Energieeffizienz von Rechenzentren und die Entwicklung umweltfreundlicher Hardware. Auch bei den Technologien für erneuerbare Energien gab es erhebliche Fortschritte, vor allem bei der Solar- und Windenergie, so dass der Betrieb der technischen Anlagen mit den Zielen der Nachhaltigkeit in Einklang gebracht werden konnte.
Innovationen in der Batterietechnologie und der Energiespeicherung waren entscheidend für eine nachhaltige Energienutzung, und die Tech-Giganten investierten viel in kohlenstoffneutrale Rechenzentren. Diese Fortschritte signalisieren ein Engagement für eine nachhaltige Zukunft, indem sie Umweltaspekte in jeden Aspekt der Technologieentwicklung und -einführung einbeziehen.
Die Zukunft der Konnektivität
Im Jahr 2023 hatten die Fortschritte in der Konnektivität, angeführt von der Verbreitung der 5G-Technologie, erhebliche Auswirkungen auf verschiedene Sektoren und markierten einen Sprung hin zu einer stärker vernetzten Welt. Diese verbesserte Konnektivität erleichterte die Implementierung des Internets der Dinge (IoT) und verwandelte Häuser, Industrien und öffentliche Räume in intelligente, effiziente und reaktionsfähige Umgebungen.
Die Entstehung von Smart Cities wurde immer deutlicher, da ein verbessertes Datenmanagement und eine bessere Stadtplanung zu einer nachhaltigen Entwicklung und besseren öffentlichen Dienstleistungen beitragen. Der Zahlungsverkehr, der bei den meisten grundlegenden Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger eine Rolle spielt, bildet den Kern jedes Wirtschaftsflusses in einer Stadt, einschließlich der Gehälter, Ausgaben der Konsument:innen und der Güterbeschaffung der Unternehmen. Mit Smart Finance bräuchten diese Bürger:innen nur noch eine „globale“ Karte für die Stadt, um Lebensmittel zu bezahlen, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, für andere Dienstleistungen zu bezahlen oder Fördermittel zu beantragen.
Diese Entwicklungen im Bereich der Konnektivitätstechnologien haben eine transformative Ära eingeläutet, die sich durch nahtlose Interaktion und erhöhte Effizienz auszeichnet und die Zukunft der Technologie und ihrer Integration in das tägliche Leben prägt.
Das Jahr 2023 im Zeichen der Nachhaltigkeit
Wenn wir unseren Blick auf das Thema der Nachhaltigkeit im Jahr 2023 richten, haben wir ein Jahr erlebt, das einen entscheidenden Wendepunkt in unserer globalen Umweltbilanz darstellt. Von (im negativen Sinne) rekordverdächtigen Klimaereignissen bis hin zu bedeutenden Fortschritten im Bereich der erneuerbaren Energien – wir werfen einen Blick auf die transformativen Schritte, die in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft unternommen wurden, und unterstreichen die dringende Notwendigkeit von Innovation und Kooperation.
Ein Wendepunkt für globale Klimaschutzmaßnahmen
Das Jahr 2023 erinnert uns eindringlich daran, vor welchen dringenden Herausforderungen wir im Hinblick auf die globale ökologische Nachhaltigkeit stehen. Nach Angaben der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) brach das Jahr 2023 alle Klimarekorde und ist das zum wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen mit einer Durchschnittstemperatur von etwa 1,40 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Dieser Temperaturanstieg ist von einer Reihe extremer Wetterereignisse begleitet worden, die weitreichende Verwüstungen angerichtet und die Fragilität unserer Ökosysteme deutlich gemacht haben .
Die Treibhausgaskonzentration hat einen Rekordwert erreicht: Die Kohlendioxidkonzentration ist heute 50 % höher als in der vorindustriellen Zeit. Dieser traurige Rekord hat, neben weiteren Faktoren, zu einem erheblichen Ansteigen des globalen Meeresspiegels und einem dramatischen Rückgang des antarktischen Meereises beigetragen, dessen Ausdehnung auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen gesunken ist und dessen Fläche größer ist als Frankreich und Deutschland zusammen. Diese Umweltveränderungen haben nicht nur ökologische Folgen, sondern auch tiefgreifende sozioökonomische Auswirkungen, die die Ernährungssicherheit beeinträchtigen und zu Bevölkerungsverschiebungen führen.
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, betonte die dringende Notwendigkeit entschlossener Klimaschutzmaßnahmen und forderte die Staats- und Regierungschefs der Welt auf, sich zu verpflichten, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Er rief dazu auf, mehr in erneuerbare Energien zu investieren, die bis 2022 einen Zuwachs von fast 10 % verzeichneten, vor allem aus Solar- und Windenergiequellen. Dieser Vorstoß in Richtung nachhaltiger Energie und der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen ist entscheidend, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels abzumildern.
Die Daten und Ereignisse des Jahres 2023 sind ein deutlicher Ruf nach sofortigen und konzertierten Anstrengungen zur Bewältigung der Klimakrise. Die Umwelttrends des vergangenen Jahres unterstreichen, wie wichtig Innovation, Zusammenarbeit und Führungsstärke im Streben nach Nachhaltigkeit und Klimaresilienz sind.
Entwicklungen im Bereich der nachhaltigen Energie: Fortschritte in Sicht
Im Jahr 2023 zeigt der globale Energiesektor eine Neigung zu nachhaltigen Energiequellen, wobei die Investitionen in saubere Energie seit 2020 um 25% ansteigen, was eine entscheidende Wende hin zu einer ökologischen Wirtschaft verdeutlicht. Die rasche Verbreitung von Photovoltaik (PV)-Systemen ist besonders positiv zu beobachten. Im Jahr 2022 stieg die PV-Erzeugung um einen Rekordwert von 270 TWh (plus 26% gegenüber dem Vorjahr) auf fast 1 300 TWh, und dieser Trend wird sich hoffentlich 2024 fortsetzen. Der starke Anstieg der erneuerbaren Energien, insbesondere auch der Solarenergie, wird nicht nur durch die Dringlichkeit, die Emissionen zu senken, sondern auch durch wirtschaftliche Anreize und Überlegungen zur Energiesicherheit angetrieben, insbesondere für Länder, die von Brennstoffimporten abhängig sind. Das Investitionstempo des Sektors für saubere Energien ist hoch: Täglich werden mehr als 1 Milliarde USD in den Ausbau der Solarenergie investiert, und die Produktionskapazitäten für wichtige Komponenten für saubere Energien wie PV-Module und Batterien für Elektrofahrzeuge werden erheblich ausgebaut.
In diesem Jahr nahm die Abkehr von fossilen Brennstoffen weiter zu. Die Verkäufe von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren fielen unter das Niveau vor der Pandemie und die Einführung von Kohle- und Erdgaskraftwerken halbierte sich im Vergleich zu früheren Spitzenwerten. Außerdem hat in vielen Teilen Europas und der Vereinigten Staaten der Absatz von Wärmepumpen den Absatz von Gaskesseln für Privathaushalte mit Wachstumsraten von über 11% übertroffen, was auf einen Trend zu nachhaltigeren Heizlösungen für Privathaushalte hindeutet.
Prognosen zufolge wird Solarenergie bis 2030 mehr als die Hälfte der 80 % neuen Stromkapazitäten ausmachen, die den erneuerbaren Energien zugeschrieben werden. Trotz dieser beeindruckenden Zahlen bleibt das Potenzial der Solarenergie weitestgehend ungenutzt, da Speicherlösungen noch nicht in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen. Bei den derzeitigen Produktionsplänen besteht die realistische Möglichkeit, dass bis zum Ende des Jahrzehnts jährlich mehr als 1200 GW Kapazität an Solarmodulen hergestellt werden, was weit über die für 2030 prognostizierten 500 GW hinausgeht. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, sind Verbesserungen der Netzinfrastruktur und Speicherlösungen notwendig, um die Solarenergie vollständig in die Stromsysteme zu integrieren.
Regulatorische Veränderungen und Initiativen im Jahr 2023
Das Jahr 2023 markiert einen bedeutenden Schritt in der regulatorischen Landschaft der EU, um die Bemühungen um Nachhaltigkeit zu stärken. Mit dem ehrgeizigen Ziel, der erste klimaneutrale Kontinent der Welt zu werden, verabschiedete die EU die „Fit for 55“-Gesetzgebung, die einen umfassenden Plan zur Senkung der Emissionen um mindestens 55 % bis 2030 im Vergleich zu 1990 und ebnet den Weg für einen kosteneffizienten und gerechten grünen Wandel.
Der Europäische Green Deal legte den Grundstein für diesen Wandel, der nicht nur neue Möglichkeiten für Innovationen und Investitionen schaffen, sondern auch die Qualität von Leben und Gesundheit auf dem gesamten Kontinent verbessern sollte. Jeder EU-Mitgliedstaat verpflichtete sich zu diesem historischen Vorstoß in Richtung Klimaneutralität, der durch rechtsverbindliche Ziele in allen wichtigen Wirtschaftssektoren untermauert wurde.
Im Verkehrssektor führte die EU neue CO₂-Standards ein, die vorschreiben, dass alle in Europa neu zugelassenen Autos und Transporter bis zum Jahr 2035 emissionsfrei sein müssen, wobei Zwischenziele für 2030 festgelegt wurden. Diese entscheidende Verordnung zielt darauf ab, bis zur Mitte des Jahrhunderts eine emissionsfreie Mobilität zu ermöglichen. Um den nachhaltigen Luft- und Seeverkehr zu unterstützen, wurde außerdem der Mindestanteil an nachhaltigen Flugkraftstoffen (SAF), die mit Kerosin gemischt werden müssen, erhöht und die CO₂-Bepreisung auf den Seeverkehr ausgedehnt, um die Einführung von erneuerbaren und kohlenstoffarmen Kraftstoffen zu fördern.
Der Green Deal Industrial Plan, der dieses Jahr eingeführt wurde, soll die Wettbewerbsfähigkeit der Netto-Null-Industrie in der EU stärken und den Übergang zur Klimaneutralität beschleunigen. Der Plan stärkt die Rolle der EU als Plattform für industrielle Innovation und saubere Technologien mit einem Netto-Nullenergie-Ökosystem im Wert von über 100 Milliarden Euro und setzt das Ziel, bis 2030 mindestens 40 % des jährlichen Bedarfs der EU an strategischen Netto-Nullenergie-Technologien zu decken.
Außerdem wurden im REPowerEU-Plan Maßnahmen zur Beschleunigung des Einsatzes erneuerbarer Energien, zur Energieeinsparung und zur Diversifizierung der Energieversorgung vorgestellt. Die EU legte ein neues Ziel für 2030 fest, um ihre Kapazität an erneuerbaren Energien auf mindestens 42,5 % zu erhöhen und damit den bisherigen Anteil der erneuerbaren Energien in der EU fast zu verdoppeln. Die Richtlinie tritt am 20. November 2023 in allen EU-Ländern in Kraft.
Das Jahr 2023 im Banking
Im Jahr 2023 erlebte die digitale Bankenwelt global einen tiefgreifenden Wandel, der durch den rasanten technologischen Fortschritt und die veränderten Erwartungen der Verbraucher:innen vorangetrieben wurde. Beginnen wir mit den regulatorischen Neuerungen , die sich auf den EU-Bankensektor konzentrieren.
Regulatorische Änderungen und Compliance: Der europäische Bankensektor in einem Jahr des Wandels
Im Jahr 2023 stand der europäische Bankensektor vor einer Reihe von massiven regulatorischen Änderungen, die von strengen Maßnahmen und Compliance-Anforderungen geprägt waren.
Eigenkapitalanforderungen und Stresstests: Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) haben die Eigenkapitalanforderungen im Rahmen von Basel III verschärft. Die Banken in der EU müssen eine höhere Qualität des Eigenkapitals vorweisen, indem die Mindestquote für das harte Kernkapital (Common Equity Tier 1, CET1) auf 4,5 % erhöht wurde. Außerdem wurde die Leverage Ratio für die meisten Banken auf 3 % angehoben, um eine stärkere Kapitalbasis zu gewährleisten, die finanziellen Schocks standhält. Die EZB führte strenge Stresstests durch, die rund 70 % der großen Banken bestanden. Das deutetauf ein robustes Bankensystem hin, das wirtschaftlichen Widrigkeiten standhalten kann.
Verbesserte Transparenz und Berichterstattung: Es wurden neue Berichtsstandards eingeführt, die die Banken verpflichten, detaillierte Informationen über ihre Risikopositionen, Kreditvergabepraktiken und Anlageportfolios offenzulegen. Die Quote der notleidenden Kredite (NPL), ein wichtiger Indikator für die Qualität der Aktiva der Banken, sank im EU-Durchschnitt auf 2,3 %, verglichen mit 3,5 % im Vorjahr, was ein verbessertes Kreditrisikomanagement widerspiegelt.
AML und KYC Compliance: Die Vorschriften zur Bekämpfung der Geldwäsche (AML) und zur Kund:innenkenntnis (KYC) wurden deutlich verschärft. Die AML-Behörde der Europäischen Union hat ihre Aufsicht verstärkt, was zu einem Anstieg der Compliance-Ausgaben der Banken um 25% führte. Dieser verstärkte Fokus führte zu einem 40%igen Anstieg der gemeldeten verdächtigen Transaktionen, was die Wirksamkeit der neuen Maßnahmen beweist.
Diese regulatorischen Änderungen im Jahr 2023 sorgten nicht nur für ein stabileres und transparenteres Bankenumfeld in der EU, sondern signalisierten auch einen Wandel hin zu verantwortungsvolleren und nachhaltigeren Bankpraktiken. Das Engagement des Sektors bei der Anpassung an diese Vorschriften unterstreicht seine Widerstandsfähigkeit und Bereitschaft, sich auf eine sich schnell entwickelnde Finanzlandschaft einzustellen.
Digitale Transformation im europäischen Bankensektor im Jahr 2023
Im Jahr 2023 erlebte der europäische Bankensektor einen deutlichen Schub in Richtung digitale Transformation, der durch eine Mischung aus Innovation, strategischen Investitionen und regulatorischen Anpassungen unterstützt wurde. Dieser Wandel wurde durch die Notwendigkeit vorangetrieben, wettbewerbsfähig zu bleiben und die sich wandelnden Anforderungen der Kund:innen zu erfüllen.
Nahezu alle bedeutenden europäischen Finanzinstitute haben Strategien zur digitalen Transformation eingeführt, auch wenn der Reifegrad und die Umsetzung unterschiedlich sind. Die wichtigsten Ziele waren die Verbesserung des Kund:innenerlebnisses und die Steigerung der betrieblichen Effizienz durch Automatisierung und Modernisierung der IT-Infrastruktur. Eine gemeinsame Herausforderung war jedoch die Entwicklung von Leistungskennzahlen (Key Performance Indicators, KPIs), um den digitalen Fortschritt zu überwachen und die Auswirkungen auf die Rentabilität zu bewerten.
Investitionen und Ressourcen: Das finanzielle Engagement für die digitale Transformation war beachtlich, muss aber noch viel mehr beschleunigt werden. Die Banken wendeten im Durchschnitt 4 % ihrer Betriebskosten und 5,2 % ihres Personals für diese Projekte auf. Das ist bereits ein Anstieg und zeigt, dass der Sektor digitalen Initiativen zunehmend Priorität einräumt, obwohl es immer noch schwierig ist, die Auswirkungen dieser Strategien auf Kosten und Erträge genau zu quantifizieren. Die europäischen Banken müssen jedoch noch mehr Initiativen ergreifen, um an der Spitze der digitalen Innovation und des Wandels zu stehen.
Digitales Kund:innenengagement: Es gab eine deutliche Verschiebung hin zum digitalen Engagement der Kund:innen. Im Durchschnitt wurden 46% der Kredite über digitale Kanäle abgeschlossen, wobei 36% der Kund:innen Mobile Banking und 21% Online Banking nutzten. Diese Veränderung im Kund:innenverhalten unterstreicht die zunehmende Abhängigkeit von digitalen Plattformen für Bankdienstleistungen.
Technologie-Nutzung: Fast alle Banken haben Cloud Computing und Application Programming Interfaces (APIs) integriert, 60% nutzen künstliche Intelligenz (KI) für verschiedene Geschäftsanwendungen. Die Nutzung der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) blieb jedoch begrenzt, da weniger als 20% der Banken in diesem Bereich tätig sind.
Nachhaltiges und ethisches Bankwesen in der EU im Jahr 2023
Im Jahr 2023 hat sich der Ansatz des europäischen Bankensektors in Bezug auf Nachhaltigkeit und ethisches Bankwesen erheblich weiterentwickelt, unterstützt durch regulatorische Änderungen, eine stärkere Betonung von Umweltinformationen und eine wachsende Nachfrage der Verbraucher nach grünen Bankalternativen.
Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) führte ab Dezember 2023 verpflichtende Klimaangaben für Banken ein. Damit sollen die Banken dazu gebracht werden, die notwendigen Informationen zu sammeln, um Klimarisiken effektiv zu managen. Die Offenlegung verlangt von den Banken, dass sie ihre Risiken im Zusammenhang mit der Energiewende, wie z. B. kohlenstoffintensive Aktivitäten und finanzierte Emissionen, sowie physische Risiken durch die Auswirkungen des Klimawandels offenlegen. Die Leitlinien der EBA sind Teil der allgemeinen Bemühungen, Nachhaltigkeitsaspekte in den Bankbetrieb und die Bankenaufsicht einzubeziehen.
Die Umweltangaben der Banken sind zwischen 2014 und 2020 um 27 % gestiegen, was den wachsenden Fokus auf Klimathemen widerspiegelt. Die Untersuchung ergab jedoch Diskrepanzen zwischen den Umweltangaben der Banken und ihren Kreditvergabepraktiken. Vor allem Banken mit einer hohen Umweltberichterstattung vergaben tendenziell mehr Kredite an „braune Industrien“, was Bedenken hinsichtlich der Übereinstimmung von Nachhaltigkeitszusagen und tatsächlichen Kreditvergabepraktiken aufkommen lässt.
Nachhaltige Fintech-Unternehmen und Neo-Banken verzeichneten mit jährlichen Wachstumsraten von rund 10 % ein erhebliches Wachstum. Dieses Wachstum verdeutlicht die steigende Nachfrage der Verbraucher:innen nach ethischen und umweltbewussten Bankdienstleistungen. Allerdings sind nachhaltige Banken in den wichtigsten Entscheidungsgremien der EU immer noch unterrepräsentiert, was darauf hindeutet, dass diese Institute bei der Gestaltung der EU-Agenda für nachhaltige Finanzen stärker einbezogen und vertreten werden müssen. ESG-Banken in der EU haben in den letzten zehn Jahren eine solide Leistung gezeigt und ihre Vermögens- und Eigenkapitalrenditen im Vergleich zu ihren konventionellen Konkurrenten verdoppelt. Ihre Beteiligung an politischen Entscheidungsprozessen ist entscheidend, um einen positiven sozialen und ökologischen Wandel im Bankensektor voranzutreiben.
Venture Capital im Jahr 2023
Im Jahr 2023 gab es in der Risikokapitallandschaft (VC), insbesondere im Bereich der strategischen Investitionen in neue Technologien, bemerkenswerte Trends und Verschiebungen. Die wichtigsten Entwicklungen in verschiedenen Sektoren und das allgemeine Finanzierungsszenario lieferten ein umfassendes Bild des VC-Umfelds in diesem Jahr.
Die weltweiten Wagniskapitalinvestitionen gingen im zweiten Quartal 2023 das sechste Quartal in Folge zurück – von 86,2 Mrd. USD bei 10.121 Transaktionen im ersten Quartal 23 auf 77,4 Mrd. USD bei 7.783 Transaktionen im zweiten Quartal 23. Steigende Zinsen, eine hartnäckig hohe Inflation, innenpolitische und geopolitische Herausforderungen – darunter der anhaltende Krieg in der Ukraine – und die anhaltende Sorge um die Stabilität des globalen Bankensystems machten das Quartal für VC-Investitionen in allen Regionen zu einer Herausforderung, trotz des weltweiten Interesses an generativer KI. Trotzdem gab es eine beträchtliche Anzahl an Frühphaseninvestitionen: Die Hälfte der VC-Deals in Q2 2023 waren Seed- und Series-A-Investitionen und beliefen sich auf 7,2 Mrd. USD. Im dritten Quartal 2023 blieben die gesamten VC-Investitionen mit 77 Mrd. USD auf dem Niveau des Vorquartals. Das vierte Quartal brachte keine nennenswerten positiven Veränderungen und wird höchstwahrscheinlich eine flache Kurve aufweisen.
Diese globalen VC-Entwicklungen lassen sich besonders gut am U.S. VC-Markt visualisieren, der hier als Proxy für andere westliche VC-Märkte gesehen werden kann. Besonders deutlich wird hier der starke Rückgang an Deals und investierten Summen seit Beginn 2022.
Damit geht ein herausforderndes Jahr zu Ende, sowohl für den Einsatz von Kapital als auch für Start-ups.
Heiße Themen und globale Entwicklungen im Jahr 2023
Im Laufe des Jahres haben mehrere Sektoren bedeutende VC-Investitionen angezogen:
- Künstliche Intelligenz (KI): Künstliche Intelligenz (KI) ist nach wie vor ein dominierender Bereich, der aufgrund seines transformativen Potenzials in verschiedenen Branchen wie dem Gesundheitswesen, dem Finanzwesen, der Cybersicherheit und autonomen Systemen erhebliche Investitionen anzieht.
- Nachhaltigkeit und Clean Tech: Der Clean-Tech-Sektor verzeichnete einen Anstieg der Investitionen, der durch den globalen Fokus auf Nachhaltigkeit ausgelöst wurde. Zu diesem Sektor gehören Start-ups, die sich auf umweltfreundliche Lösungen, erneuerbare Energien, Abfallmanagement und effiziente Ressourcennutzung konzentrieren.
- Gesundheitstechnologie und digitale Gesundheitslösungen: Der digitale Wandel im Gesundheitswesen, der durch die COVID-19-Pandemie beschleunigt wurde, führte zu erheblichen Investitionen in Gesundheitstechnologien wie Telemedizinplattformen, Fernüberwachung von Patienten und Analyse von Gesundheitsdaten.
Die Zahl der aktiven Corporate VCs hat weltweit zugenommen. Im Jahr 2023 stieg die Zahl der untersuchten CVC-Fonds von 164 im Vorjahr auf 209, was das wachsende Interesse an Corporate-Venture-Investitionen verdeutlicht. Diese Expansion unterstreicht die strategische Bedeutung von CVCs, die als Sensoren für ihre Muttergesellschaften fungieren, insbesondere in Wirtschaftszweigen wie dem Technologiesektor, wo sie eine entscheidende Rolle bei der Identifizierung und Nutzung aufkommender Trends spielen.
In Europa gab es fünf Sektoren, in die VCs am meisten investierten (diese Zahlen sind Schätzungen auf der Grundlage der ersten drei Quartale 2023):
- Software (inklusive SaaS, FinTech, und E-commerce): $36.5 Milliarden
- Healthcare: $16.4 Milliarden
- Konsumgüter: $11.1 Milliarden
- Industrie: $6.2 Milliarden
- Energie: $4.4 Milliarden
Nachhaltiges und Impact Investing im Jahr 2023
Im Jahr 2023 erlebte die Investitionswelt einen bemerkenswerten Aufschwung bei der Verfolgung von nachhaltigen und Impact-Investitionen. Diese Entwicklung spiegelt das wachsende Bewusstsein der Investoren für die Verbindung zwischen finanziellen Erträgen und ökologischer und sozialer Verantwortung wider.
Der Impact and Markets‘ Impact Investing Global Market Report 2023 stellt fest, dass der globale Impact-Investing-Markt von 420,91 Mrd. USD im Jahr 2022 auf 495,82 Mrd. USD im Jahr 2023 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 17,8 % wächst. VCs zeigten auch ein ausgeprägtes Interesse an Start-ups, die sich an den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs) orientieren. Eine Studie von PitchBook und der ImpactAssets Foundation ergab, dass im Jahr 2023 60% der Risikokapitalgeber die Ausrichtung an den SDGs als entscheidenden Faktor für ihre Investitionsentscheidungen ansehen. Vor allem der Clean-Tech-Sektor, zu dem Start-ups gehören, die sich der Entwicklung umweltfreundlicher Lösungen, erneuerbarer Energien, der Abfallwirtschaft und der effizienten Ressourcennutzung widmen, zog bemerkenswerte Risikokapitalinvestitionen an.
Impact-Startups, vor allem in den Bereichen Klimaschutz sowie bezahlbare und saubere Energie, haben seit 2017 insgesamt beträchtliche Mittel aufgenommen. Diese Sektoren ziehen den Großteil der Impact-Investitionen an, was auf ein starkes Interesse der Investoren an klimabezogenen Initiativen hinweist. Es ist jedoch auch zu beobachten, dass Start-ups, die sich mit menschenbezogenen SDGs befassen, wie z. B. Leben unter Wasser, menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum, zu den am wenigsten finanzierten, aber am schnellsten wachsenden gehören. Das kann man als negative Seite sehen, aber für VCs bietet das große Investitions- und Renditechancen für die Zukunft. Eine Studie des Cambridge Institute for Sustainability Leadership ergab, dass Impact Investments zwischen 2012 und 2021 jährlich um 1,4 % besser abschneiden als traditionelle Investitionen.
Dein Executive Summary für 2023 in den Bereichen Technologie, Nachhaltigkeit, Banken und VC
Technologie im Jahr 2023: Im Technologiesektor gab es bemerkenswerte Innovationen, insbesondere in den Bereichen angewandte KI, fortschrittliche Konnektivität, digitale und Computerinnovationen sowie Nachhaltigkeit. KI und Machine Learning haben große Auswirkungen auf das Finanzwesen, den Einzelhandel und die Logistik, verbessern die Abläufe und tragen zur Nachhaltigkeit bei. Digital- und Computerinnovationen, darunter Cloud- und Edge-Computing, Quantencomputing und AR/VR-Technologien, haben das digitale Nutzer:innenerlebnis und die digitale Infrastruktur neu definiert. Green-Tech-Innovationen konzentrieren sich auf die Verringerung der Umweltbelastung und die Weiterentwicklung von Technologien für erneuerbare Energien.
Nachhaltigkeit im Jahr 2023: Das Jahr markierte einen kritischen Punkt für globale Klimaschutzmaßnahmen. Rekordhitze und extreme Wetterereignisse unterstrichen die Dringlichkeit, die Klima-Herausforderungen anzugehen. Der Energiesektor erlebte einen Wandel hin zu nachhaltiger Energie, mit bedeutenden Investitionen in Solar- und Windenergie und Fortschritten in der Batterietechnologie. Regulierungsinitiativen, insbesondere in der EU, die auf die Verringerung von Emissionen und die Förderung von Nachhaltigkeit abzielen, spielten eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Nachhaltigkeitslandschaft.
Das Bankwesen im Jahr 2023: Der Bankensektor erlebte ein Jahr des Wandels, mit Fortschritten im digitalen Banking, angetrieben durch KI, Blockchain und Cloud Computing. Regulatorische Änderungen im EU-Bankensektor, einschließlich strengerer Kapitalanforderungen und größerer Transparenz, zielten darauf ab, ein stabileres und transparenteres Bankenumfeld zu schaffen. Auch der Ansatz des europäischen Bankensektors in Bezug auf Nachhaltigkeit hat sich weiterentwickelt, wobei der Schwerpunkt verstärkt auf der Offenlegung von Umweltdaten und ethischen Bankpraktiken liegt.
Risikokapital im Jahr 2023: Die VC-Landschaft war von bedeutenden Investitionen in neue Technologien geprägt, obwohl die Gesamtinvestitionen im Laufe des Jahres schwankten. Zu den wichtigsten Investitionsbereichen gehörten KI, Nachhaltigkeit, Cleantech, Gesundheitstechnologien und digitale Gesundheitslösungen. Geografisch gesehen gab es trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen ein deutliches Wachstum der VC-Investitionen in Großbritannien, China und den USA. Auch Corporate Venture Capital (CVC) verzeichnete einen Anstieg der aktiven Fonds, was ihre strategische Bedeutung für Technologieinvestitionen unterstreicht.
Nachhaltiges und Impact Investing im Jahr 2023: Es gab einen deutlichen Anstieg bei nachhaltigen und Impact-Investitionen, wobei der Schwerpunkt auf Start-ups lag, die sich an den UN-SDGs orientieren. Trotz eines allgemeinen Rückgangs bei der Finanzierung von Impact-Startups zogen Sektoren wie Cleantech bedeutende Investitionen an. Bemerkenswerte Finanzierungsrunden in nachhaltigkeitsorientierten Unternehmen unterstrichen die wachsende Bedeutung von umweltfreundlichen Lösungen.
In diesem Jahr gab es alles, von herausfordernden globalen wirtschaftlichen Bedingungen über kritische Zeiten für den Klimawandel bis hin zu vielen technischen Innovationen und Veränderungen für die Verbraucher:innen. Auch der Banken- und VC-Sektor wurde durch regulatorische oder ökologische Faktoren stark beeinflusst, was den Beginn eines ereignisreichen Jahres 2024 markiert.