23.10.2024 09:07 AM

Neue Dimensionen des Vertriebs dank Extended Reality

Extended Reality hat es längst aus der Fiktion in die Realität geschafft, auch wenn das Gros der Entwicklung noch im Verborgenen passiert. Doch nach und nach machen immer mehr Unternehmen ihre Projekte im und mit Virtual-Reality Technologien oder im Metaverse öffentlich – und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Extended Reality ein selbstverständlicher Teil der echten Reality in Vertrieb und Marketing wird. Ein aktueller Blick auf den Markt.

 Mann mit VR-Brille

Vertrieb mit Hilfe von Extended Reality

Wer seinen Blick schult, erkennt: Das Thema Extended Reality ist längst in der eigentlichen Realität angekommen. In Unternehmen gibt es bereits eine beachtliche Innovationskraft rund um das Thema Augmented Reality, Virtual Reality und Mixed Reality, doch erst allmählich dringt nach außen, was über Jahre im Verborgenen entwickelt wurde.

Extended Reality (XR) umfasst alle Technologien, die digitale Inhalte so erfahrbar machen, als wären sie Teil der physischen Welt. Dazu gehören immersive Technologien wie VR- oder AR-Brillen, welche uns Zugang und Navigation zum Metaverse geben, einem Ort, an dem physische und digitale Interaktionen verschmelzen.

Aus Unternehmenssicht bietet XR in der Anwendung große Potenziale in den Bereichen Marketing und Vertrieb. So können beispielsweise logistische Probleme in der realen Welt gelöst werden: Dank virtueller Realität kann die Vertriebsmitarbeiterin das (personalisierte) Produkt in allen möglichen Größen und jeglichen möglichen Konfigurationen zu Kundinnen und Kunden bringen. Oder auch das Beispiel Messe: Extended Reality eröffnet komplett neue audiovisuelle Möglichkeiten für erweitertes und individuelles Storytelling. Produkte werden nicht mehr nur erklärt, sondern erlebbar gemacht. Wenn Standbesucher:innen eine VR-Brille aufgesetzt bekommen, sind sie automatisch von der eigentlichen Realität abgeschirmt und werden mehr oder weniger in der Experience „gefangen“. XR hebt den Vertrieb auf eine visuelle völlig neue Ebene der Interaktion und Immersion.

Neue Art der sozialen Interaktion durch Extended Reality

Virtuelle Welten verändern auch die Art der sozialen Interaktion und werden damit einen direkten Einfluss auf Vertriebsprozesse in vielen Branchen haben. Denn was ist Vertrieb, wenn nicht die Interaktivität zwischen Menschen?

Die Spieleplattform Roblox kommt dem, was wir uns heute unter dem Begriff Metaverse vorstellen, in einigen Aspekten nah: eine virtuelle Welt und Umgebungen,  ein Treffpunkt für eine Vielzahl von Menschen. Unternehmen machen sich die Popularität der Plattform zunutze: Ikea etwa hat eine Art virtuelle Filiale eröffnet und bietet mit der erweiterten Realität nach eigenen Angaben als erste Marke bezahlte Arbeit in Roblox an. Im Metaverse lernt man leicht interaktiv Menschen aus der ganzen Welt kennen. Diese virtuelle Form kommt einem Treffen in der physischen Realität schon sehr viel näher, als dies bei den derzeitigen zweidimensionalen Tools – den sozialen Medien – der Fall ist. Auch im B2B-Kontext gibt es bereits entsprechende Plattformen, wie zum Beispiel die Microsoft-Teams-Erweiterung Mesh, wo sich Mitarbeitende mithilfe von Avataren und immersiven 3D-Räumen austauschen können. Und bei der vollständig virtuellen Konferenz Immersive-X halten meine Kolleg:innen und ich demnächst im Metaverse einen Vortrag über das Metaverse für Finanzdienstleister.

Nicht zuletzt bietet die Immersion durch XR-Technologie den Unternehmen ganz neue Customer Insights für das Kundenverständnis. Denn die Brillen oder Headsets sitzen direkt am Körper und offenbaren Körperbewegungen, Blickrichtung, Umgang mit einem Produkt. Wenn diese Daten datenschutzrechtlich sauber erhoben werden können, sind sie ein wahrer Schatz für Vertriebsteams.

 Aber gerade im datensensiblen Bankensektor ist hier natürlich Vorsicht geboten. Klar ist: Gerade Finanzinstitute werden aufgrund ihrer höheren ethischen Verantwortung niemals so mit Kundendaten umgehen können wie die Tech-Riesen dieser Welt, die gerade im Bereich Extended Reality vorpreschen. Aktueller Fall an der Schnittstelle zwischen XR-Technologie, Künstlicher Intelligenz und Datensensibilität: Zwei Harvard-Studierende haben demonstriert, wie sie die KI-Version von Metas Datenbrille zum Ausspionieren nutzen können. Solche Grauzonen dürfen bei der Betrachtung der Möglichkeiten von Extended Reality nicht außer Acht gelassen werden.

 Als Innovationseinheit der Commerzbank erforschen wir bei neosfer natürlich seit Jahren die Möglichkeiten von Extended Reality für die Unternehmen der Gruppe. Zwei aktuelle Cases möchte ich heute vorstellen.

Case 1: Virtueller Showroom für die Commerz Real

Eine unserer Entwicklungen war gerade Anfang Oktober im Einsatz auf der Expo Real in München, einer der größten internationalen Fachmessen für Immobilien und Investitionen: der Pilot der hausInvest VR-App der Commerz Real.

Für die Commerz Real, Vermögensverwalter für Sachwertinvestments im Verbund des Commerzbank-Konzerns, haben wir einen virtuellen Showcase für ihren Immobilienfonds hausInvest entwickelt. Der mit VR-Brille nutzbare Pilot soll ein abstraktes Produkt greifbarer machen – für B2B-Vertriebsmitarbeiter:innen im Tagesgeschäft oder auf  Veranstaltungen und Messen wie gerade die Expo Real, wo das Projekt begeistert angenommen wurde, erzählt Christopher Seipel, Senior Projektleiter bei Commerz Real , mit dem wir die App unter anderem umgesetzt haben. Seipel weiter: „Spätestens auf der virtuellen Dachterrasse des One Forty West – schwindelerregende 140 Meter über Frankfurt am Main – wurde aus trockenen Immobiliengesprächen ein unvergessliches Erlebnis.“

Bestandteile der hausInvest-App sind unter anderem ein Showroom mit Informationen zur Marke, ein Quiz zur Faktenvermittlung und verschiedene Dachterrassen, die über einen virtuellen Aufzug erreicht werden können. Hier erhält man einen 360-Grad-Blick auf die Umgebung und einen tieferen Einblick in einige der im Fond enthaltene Highlight-Gebäude in unterschiedlichen Städten, die allesamt stadtbildprägende Immobilien sind.

Case 2: Vorbereitung aufs Impact Festival

Während der CommerzReal-Case im realen Vertrieb zum Einsatz kommt, gibt es einen weiteren hochaktuellen, aber vor allem internen Einsatz von Extended Reality: Für neosfers IMPACT FESTIVAL, das Ende Oktober in Frankfurt stattfindet, haben wir die bestehenden 3D-Planungen virtuell begehbar gemacht.

Mit einem bestehenden VR-Tool konnte das Eventteam zum einen die in 2D begonnene Planung und Konzeption finalisieren. Gestaltungsideen, Standkonzepte, Raumaufteilungen, Wegeleitelemente etc. können virtuell ausprobiert werden: Ist die Schrift groß genug, ist der Gang breit genug, wie wirkt die Standaufteilung, wie wirken besondere Elemente? Wo platzieren wir die Inhalte auf der LED-Wand, damit sie von jedem Platz aus gut lesbar sind? „Sich in einer leeren Halle oder basierend auf einem 2D-Plan die Atmosphäre vorzustellen, ist schwer, in VR erlebt man die Atmosphäre direkt“, erzählt der für das Impact Festival verantwortliche Eventmanager Rick Neu. „Das Tool war auch extrem gut, um intern schnell Entscheidungen zu treffen: ‘Wir schauen es uns mal kurz in VR an.“

Screenshots VR

Zum anderen konnte das Veranstaltungsteam so potenziellen Partnern Details im virtuellen Raum veranschaulichen. „Jeder, der die VR-Brille aufgezogen und sich so den Festival-Rundgang angeschaut hat, war begeistert, auch wenn der Detailgrad der Gestaltung nicht bei 100 Prozent liegt. Der virtuelle Einblick hat Vorfreude geschaffen, das Gesehene dann wirklich live zu erleben“, so Rick.

Technologische Fortschritte in Extended Reality – aber was ist mit der Marktdurchdringung?

Noch sprechen XR-Beratungen oder ähnliches oft eine sehr enge Zielgruppe an. Zwar gibt es auch browserbasierte Projekte, aber oft kann man an den Erfahrungen ohne ein spezielles VR-Headset gar nicht teilhaben. Zudem ist die Marktdurchdringung von VR-Geräten noch sehr gering. Ob sich daran in den nächsten fünf Jahren wirklich merklich etwas ändern wird, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Highlights in der Entwicklung von XR-Technologien

Dennoch setzt beispielsweise der Tech-Riese Meta – Facebook hat sich ja nicht ohne Grund umbenannt – voll auf eine Zukunft, in der Extended Reality selbstverständlich sein wird. Und Meta ist damit nicht das einzige Unternehmen, das weiterhin Druck auf den VR-Markt ausübt. Allein in diesem Quartal wurden transparente AR-Brillen wie die Snap Spectacles und vor allem die Meta Orion vorgestellt, die einen deutlichen Schritt in Richtung der Vision eines in unseren Alltag integrierten Metaverses darstellen, so wie wir heute unsere Smartphones überall nutzen.

Auf diese Weise wird auch Künstliche Intelligenz deutlich mehr in unsere physische Realität integriert, wie man zum Beispiel in diesem Test der Meta Ray-Ban sehen kann. Es wird spannend sein zu sehen, wie sich das auf die menschliche Interaktion auswirkt – und damit auch stark auf Marketing und Vertrieb.

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