26.02.2023 09:55 AM

CSRD – Wie du dich auf nächste Welle der EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung vorbereiten kannst

Die Welt konzentriert sich weiterhin auf Nachhaltigkeit und die Auswirkungen der Wirtschaft auf die Umwelt. Die Folge: Mehr als 50.000 europäische Unternehmen sehen sich mit neuen Vorschriften durch die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) konfrontiert. Sie verpflichtet Unternehmen, in ihren jährlichen Reports Informationen über ihre ökologische und soziale Leistung offenzulegen.

In diesem Artikel geben wir eine grundlegende Einführung in die CSRD und untersuchen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten mit der EU-Taxonomie und anderen europäischen Rechtsrahmen für das jährliche Reporting. Wir zeigen, welche Schritte Unternehmen ergreifen müssen, um diese Richtlinie einzuhalten – bewährte Verfahren für die Nachhaltigkeitsberichterstattung inklusive. Für Unternehmen ist es unerlässlich, die CSRD zu verstehen. Nur so können sie sicherstellen, dass sie ihren gesetzlichen Verpflichtungen nachkommen und gleichzeitig zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen. Unser Artikel enthält einige technische Begriffe, die beim Ausschreiben in einer Wortschlacht enden würden. Deshalb machen wir es dir etwas einfacher und haben eine Liste mit Abkürzungen erstellt.

Die CSRD und ihre Verbindung zu anderen Frameworks

Die Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) ist eine Verordnung, die Unternehmen dazu verpflichtet, Informationen über ihre ökologische und soziale Leistung in einem separaten Jahresbericht offenzulegen. Der Hauptzweck der CSRD besteht darin, die Transparenz und Rechenschaftspflicht der Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen zu erhöhen. Das erleichtert es Investor:innen, Aktionär:innen und andere Interessengruppen, fundiertere Entscheidungen über Investitionen, Partnerschaften etc. zu treffen.

Die CSRD ist in mehrfacher Hinsicht mit anderen Rechtsrahmen verbunden. Eine der wichtigsten Verbindungen ist die EU-Taxonomie, ein Klassifizierungssystem für ökologisch nachhaltige Aktivitäten. Die EU-Taxonomie bietet Unternehmen einen Rahmen für die Identifizierung und Berichterstattung ökologisch nachhaltiger Aktivitäten. Das ist insbesondere für die Anforderung der CSRD an Unternehmen, Informationen über ihre Umweltleistung offenzulegen, von Bedeutung.

Ein weiterer Zusammenhang besteht mit der Verordnung über die Offenlegung von Informationen über nachhaltige Finanzen (Sustainable Finance Disclosure Regulation – SFDR). Sie verlangt von Finanzmarktteilnehmer:innen und -berater:innen, Informationen über ihre Beachtung von Nachhaltigkeitsrisiken und -faktoren offenzulegen. Sowohl die CSRD als auch die SFDR zielen darauf ab, die Transparenz und Rechenschaftspflicht von Nachhaltigkeitspraktiken im Finanzsektor zu erhöhen.

Weiterhin steht die CSRD in Verbindung mit anderen europäischen Regelwerken wie der Richtlinie über die nichtfinanzielle Berichterstattung (NFRD). Auch sie zielt darauf ab, die Transparenz und Rechenschaftspflicht der Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen zu erhöhen. Die NFRD verlangt von den Unternehmen, dass sie Informationen über ihre ökologische und soziale Leistung sowie über ihre Unternehmenspolitik und Due-Diligence-Verfahren offenlegen. Die CSRD wird als natürliche Weiterentwicklung der NFDR angesehen. Sie soll einige Schlupflöcher des älteren Rechtsrahmens. Diese Entwicklung ist in der nachstehenden Timeline zu sehen:

Wir fassen kurz zusammen: Die CSRD ist mit anderen Regelwerken wie der EU-Taxonomie, der SFDR und dem NFRD verbunden., Sie alle verfolgen das gemeinsame Ziel, Transparenz und Rechenschaftspflicht der Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen zu erhöhen. Diese Rahmenwerke sind komplementär und bieten einen umfassenden Ansatz für die Nachhaltigkeitsberichterstattung und -offenlegung.

CSRD auf einen Blick

Die CSRD ist ein komplexes Regelwerk, das wir im nächsten Abschnitt im Detail analysieren. Es ist jedoch wichtig, die großen Bereiche zu verstehen, die von der neuen Verordnung betroffen sind, und was sie in Zukunft prüfen wird.

Im Rahmen der CSRD-Verordnung bist du dazu verpflichtet, Einblicke in deine Strategie und insbesondere in dein Geschäftsmodell zu geben und darüber zu berichten. Dafür identifizierst du die Hauptrisiken für Nachhaltigkeitsthemen und Abhängigkeiten. Du erläuterst die Rolle der Geschäftsführung und des Aufsichtsrats im Bereich Nachhaltigkeit.

Dein Unternehmen muss auch Informationen über die Umsetzung von nachhaltigen Unternehmenspraktiken veröffentlichen. Besonders wichtig sind Due-Diligence-Verfahren für den operativen Geschäftsbetrieb und die Lieferkette, Richtlinien, die sich mit Nachhaltigkeitsfaktoren befassen, und die Zielvorgaben für nachhaltige Kennzahlen.

Der dritte große Teil der CSRD ist die Berichterstattung über Nachhaltigkeit und Leistungen in Bezug auf alle bewerteten KPIs.

Wie wir bereits in der Einleitung des Artikels erwähnt haben, wird die CSRD die derzeitige EU-Richtlinie der NFDR übernehmen und sie massiv erweitern. Um einen klaren Vergleich zwischen dem Status quo und der Zukunft der Nachhaltigkeitsberichterstattung in der EU zu ziehen, haben wir die folgende Tabelle erstellt, in der wir beide Richtlinien anhand von sechs verschiedenen Faktoren vergleichen.

Anpassung der Berichterstattung an die CSRD

Die CSRD wird voraussichtlich erst im Steuerjahr 2024 vollständig in Kraft treten. Allerdings ist es angesichts der zahlreichen Anforderungen und Faktoren unerlässlich, mit der Vorbereitung deiner Berichterstattung auf die Anpassung an die aktualisierte Richtlinie so bald wie möglich zu beginnen.

Schritt 1 – Beurteile dein Unternehmen anhand der Kriterien für die Offenlegungspflicht

Wie im vorherigen Abschnitt erwähnt, müssen die folgenden Unternehmen die in der CSRD festgelegten Offenlegungspflichten erfüllen:

  1. Große EU-Unternehmen (einschließlich Tochtergesellschaften und Niederlassungen von Nicht-EU-Muttergesellschaften), die mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllen:
    • 250 Mitarbeiter:innen im Durchschnitt des Geschäftsjahres
    • Eine Bilanzsumme von 20 Millionen Euro
    • Ein Nettoumsatz von 40 Millionen Euro
  2. Unternehmen, die auf dem EU-Regulierungsmarkt notiert sind, unabhängig von ihrer Größe
  3. Nicht-EU-Unternehmen, die einen Umsatz von mehr als 150 Millionen Euro in der EU erzielen

Gesellschaftsverträge und die Legitimitätstheorie als Gründe für Regulierung

Natürlich gibt es mehr als genug Diskussionen darüber, ob wir wirklich eine strengere Regulierung brauchen oder ob der Markt sich selbst reguliert. Wenn du an die unsichtbare Hand des Marktes glaubst, existieren nur sehr wenige Gründe für eine Regulierung. Auf der anderen Seite steht unter anderem Michael Porter, der behauptet, dass eine strengere Regulierung sogar radikalere und disruptivere Innovationen begünstigen kann. Während man für beide Seiten Argumente findet, führen wir andere Gründe an, warum man sich an die Regulierung halten und positiv auf sie reagieren sollte. Es gibt zwei interessante Konzepte, nämlich die Legitimitätstheorie und den Gesellschaftsvertrag. Mit dieser kurzen Einführung in die Konzepte stellen wir dir Werkzeuge vor, die du bei deinen nächsten Gesprächen mit Kolleg:innen über Umweltvorschriften nutzen kannst.

Der Gesellschaftsvertrag bezieht sich auf die Erwartungen und Verpflichtungen, die zwischen einer Organisation und der Gesellschaft bestehen. Nach der Legitimitätstheorie sollten die Aktivitäten eines Unternehmens mit den gesellschaftlichen Regeln und Überzeugungen übereinstimmen. Die Offenlegung sozialer und ökologischer Aspekte ist ein Mittel, um Legitimität zu erlangen oder zu erhalten.

Unternehmen, die in umweltsensiblen Branchen tätig sind, groß sind oder eine schlechtere Umweltleistung aufweisen, sind wahrscheinlich stärker gefährdet und sehen sich Legitimitätsbedrohungen ausgesetzt. Um diesen Bedrohungen zu begegnen, können sie umfangreichere positive Umweltinformationen veröffentlichen, um negative Wahrnehmungen auszugleichen. Die Einhaltung von Umweltvorschriften ist auch ein Mittel zur Aufrechterhaltung des Gesellschaftsvertrags und zur Erhaltung der „sozialen“ Betriebsgenehmigung des Unternehmens.

Werden die gesellschaftlichen Erwartungen nicht erfüllt und der Gesellschaftsvertrag gebrochen, kann dies zum Entzug von gesellschaftlichen Ressourcen führen und die Existenz des Unternehmens gefährden. Daher werden Unternehmen erhebliche Anstrengungen unternehmen, um den Erhalt des Gesellschaftsvertrags zu gewährleisten, indem sie die Umweltvorschriften einhalten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Legitimitätstheorie und der Gesellschaftsvertrag eine theoretische Grundlage dafür bieten, dass sich Unternehmen an Umweltvorschriften beteiligen und diese einhalten. Unternehmen, die in umweltsensiblen Branchen tätig sind oder eine schlechte Umweltleistung aufweisen, sind größeren Legitimitätsbedrohungen ausgesetzt und können von positiven Umweltinformationen und der Einhaltung von Vorschriften profitieren, um ihre Betriebsgenehmigung zu erhalten. Der Erhalt des Gesellschaftsvertrags ist für das Überleben von Unternehmen unerlässlich, und die Einhaltung von Umweltvorschriften ist eine Möglichkeit, diesen Vertrag zu sichern.

Executive Summary zur CSRD

Die Corporate-Sustainability-Reporting-Richtlinie ist ein Rechtsrahmen, der die Transparenz und Rechenschaftspflicht der Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen erhöht. Das passiert, dndem die Richtlinie Unternehmen verpflichtet, über ihre ökologische und soziale Leistung zu berichten. Diese Verordnung ist mit anderen EU-Rechtsrahmen verknüpft, darunter die EU-Taxonomie, die Verordnung über die Offenlegung nachhaltiger Finanzinstrumente und die Richtlinie über die nichtfinanzielle Berichterstattung. Sie verfolgen alle das gleiche Ziel, nämlich die Nachhaltigkeitsberichterstattung und die Offenlegung zu verbessern.

Die CSRD besteht aus drei Hauptbereichen, nämlich Strategie, Umsetzung und Leistung, die alle Bereiche der Nachhaltigkeitspraktiken eines Unternehmens abdecken. Der erste Entwurf der europäischen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung umfasst zehn themenspezifische Standards, die 84 diskrete Offenlegungspflichten zu 1.144 quantitativen und qualitativen Datenpunkten abdecken, unterteilt in doppelte Wesentlichkeit und Qualität der Informationen. Für Unternehmen ist es unerlässlich, sich so schnell wie möglich auf die CSRD-Anpassung vorzubereiten, da es sich um die weltweit weitreichendste verpflichtende Berichtsregelung unter der ESG-Prämisse handelt und die Nichteinhaltung zu Geldstrafen führen kann. Die Schritte, die wir identifiziert haben, sind:

  • Vergleiche dein Unternehmen mit den Kriterien für die Offenlegungspflicht
  • Nimm die CSRD-Berichtsstandards zur Kenntnis
  • Messe deine Umweltleistung
  • Setze dir Ziele
  • Überwache relevante KPIs

Ressourcen, die dir helfen werden

  1. Die Website der Europäischen Kommission informiert über die neue Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) und darüber, wie Unternehmen ihre Berichterstattung darauf abstimmen können.
  2. Die Website der Global Reporting Initiative liefert dir eine Anleitung, wie Unternehmen über ihre Leistungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung im Einklang mit der CSRD berichten können.
  3. Das Sustainability Accounting Standards Board (SASB) liefertbranchenspezifische Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die Unternehmen nutzen können, um ihre Berichterstattung an die CSRD anzupassen.
  4. Der Carbon Trust bietet Unternehmen, die ihre Berichterstattung mit der CSRD in Einklang bringen wollen, Orientierungshilfen und Unterstützung, u. a. bei der Berichterstattung über Treibhausgasemissionen.
  5. Die Website des Integrated Reporting Council stellt Ressourcen und Anleitungen dazu bereit, wie Unternehmen finanzielle und nicht-finanzielle Informationen in ihre Berichterstattung integrieren können, um sich an die CSRD anzupassen.
  6. Das International Integrated Reporting Council (IIRC) bietet einen Leitfaden zur integrierten Berichterstattung an, den Unternehmen nutzen können, um ihre Berichterstattung an die CSRD anzupassen.
  7. Der Global Compact der Vereinten Nationen liefert Informationen und Ressourcen dazu, wie Unternehmen ihre Berichterstattung mit der CSRD und den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen in Einklang bringen können.
  8. Die Internationale Organisation für Normung (ISO) gibt einen Überblick über eine Reihe von Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die Unternehmen nutzen können, um ihre Berichterstattung mit der CSRD in Einklang zu bringen, z. B. ISO 26000 und ISO 14001.
  9. Das Financial Stability Board hat die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) ins Leben gerufen, um die Berichterstattung über klimabezogene Finanzinformationen zu verbessern und auszuweiten. Die Website enthält den neuesten Bericht über die Aktualisierungen und Empfehlungen der TCFD.
  10. Das Greenhouse Gas (GHG) Protocol hat einen umfassenden, weltweit standardisierten Rahmen für die Messung und das Management von Treibhausgasemissionen im privaten und öffentlichen Sektor geschaffen.