Die Rahmenbedingungen für die Gründung von Unternehmen und die Unterstützung von Start-ups durch Venture Builder in Deutschland haben sich in den letzten zehn Jahren stark verändert. Diese Entwicklung spiegelt nicht nur die sich verändernde Einstellung zum Unternehmertum wider, sondern auch die Verlagerung des Schwerpunkts der Unterstützungsmechanismen, die auf die Förderung von Frühphasenunternehmen abzielen. Sehen wir uns die wichtigsten Meilensteine dieser Entwicklung an.
Entstehung und Ausreifung von Venture Buildern und Startup Studios
Das Konzept der Venture Builder und Startup Studios entstand als umfassende Antwort auf die sich verändernden Bedürfnisse von Startups, die mehr als nur eine finanzielle Starthilfe wollten. Ihre Rolle im deutschen Startup-Ökosystem wurde immer wichtiger, da sie eine Mischung aus finanzieller Unterstützung, strategischer Beratung, technischem Know-how und operativer Unterstützung für junge Unternehmen bieten.
Die ersten Anfänge dieses Modells zielten darauf ab, ein kollaboratives Umfeld zu schaffen, das oft mit einem Startup-Studio verglichen wird, in dem mehrere Startups unter einem Dach wachsen und Ressourcen, Wissen und Expertise teilen können. Im Laufe der Jahre ist das Venture-Building-Modell gereift und hat sich ausgebreitet. Von einer Handvoll Venture Builder in den frühen 2010er Jahren ist die Zahl der Venture Builder inzwischen auf über 200 in ganz Europa angewachsen Viele davon sind auch in Deutschland aktiv.
Venture Builder haben das Startup-Ökosystem in Deutschland maßgeblich beeinflusst. Sie nutzen einen einzigartigen Ansatz für den Unternehmensaufbau, bei dem sie ein Projekt von der Problemidentifizierung bis zum Start bearbeiten. Dieses Modell hat sich als erfolgreich erwiesen: Startups, die aus Venture Buildern heraus gegründet werden, haben eine 30 Prozent höhere Erfolgsquote. 84 % der Start-ups, die aus diesen Modellen hervorgehen, erhalten eine Seed-Runde und 72 % dieser Unternehmen schaffen es bis zur Serie A.
Zu den prominenten Venture Buildern in Deutschland gehört Rocket Internet, das oft als Vorreiter gesehen wird und mehr als 200 Beteiligungen hält. Im Fintech-Umfeld ist FinLeap wahrscheinlich das bekannteste Beispiel und hat bis heute 18 Unternehmen gegründet.
Anfang der 2010er: Der Inkubator-Boom
Zu Beginn der 2010er Jahre gab es in Deutschland einen deutlichen Anstieg bei der Gründung von Inkubatorprogrammen. Inkubatoren wie die Berlin Startup Academy und der Hubraum der Deutschen Telekom boten angehenden Unternehmern ein Umfeld, in dem sie ihre Ideen entwickeln konnten. Diese Inkubatoren schufen mit einer Fülle von Ressourcen wie Arbeitsräumen, Mentor:innen und oft auch Startkapital ein geeignetes Umfeld für die Entwicklung von Startups in der Anfangsphase. Der Erfolg vieler Startups, die aus diesen Inkubatoren hervorgingen, machte das Modell bekannt und lockte in- und ausländische Unternehmer:innen nach Deutschland.
Mitte der 2010er: Der Aufstieg der Accelerator
Als das Ökosystem reifte, verlagerte sich der Schwerpunkt auf die Skalierung von Startups, die ihre Geschäftsmodelle validiert hatten. In dieser Zeit entstanden Accelerator-Programme, die darauf abzielten, Startups auf die nächste Wachstumsebene zu bringen. Prominente Akteure wie Axel Springer Plug and Play und Techstars Berlin traten als namhafte Accelerator auf und boten intensive Mentor:innenprogramme, Networking-Möglichkeiten mit Investor:innen und Branchenexpert:innen sowie finanzielle Unterstützung, um Startups bei der schnellen Skalierung zu helfen. Das Accelerator-Modell wurde zu einem attraktiven Angebot für Startups, die bereit sind, den Sprung zur Skalierung zu wagen.
Ende der 2010: Fokus auf nachhaltige Geschäftsmodelle
In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts gab es im Startup-Ökosystem einen spürbaren Wandel hin zu nachhaltigen Geschäftsmodellen. Es ging nicht mehr nur um schnelles Wachstum, sondern um den Aufbau von Unternehmen, die langfristig lebensfähig sind und einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben. Dieser Wandel spiegelte sich auch in der Venture-Building-Szene in Deutschland wider. Venture Builder wie Entrepreneur First und Rocket Internet begannen, die Bedeutung von nachhaltigem Wachstum zu betonen und trugen so zu einer breiteren Diskussion über verantwortungsvolles Unternehmertum bei. In diese Zeit fällt auch der Aufstieg von Venture Buildern wie Impact Hub Berlin, die sich auf die Förderung von Startups konzentrieren, die sich sozialen und ökologischen Herausforderungen stellen.
Die Entwicklung von Inkubatoren zu Acceleratoren und schließlich zu einem Fokus auf Nachhaltigkeit spiegelt den sich entwickelnden Ethos des unternehmerischen Ökosystems in Deutschland wider. Viele Venture Builder haben sich zu einem ganzheitlichen Unterstützungssystem entwickelt, das sich an den modernen Werten eines verantwortungsvollen, nachhaltigen und gemeinschaftlichen Unternehmertums orientiert. Diese Entwicklung hat nicht nur die Förderlandschaft für Startups umgestaltet, sondern auch eine solide Grundlage dafür geschaffen, dass das Venture-Building-Modell floriert und sich als Reaktion auf die sich ändernden Bedürfnisse der Unternehmergemeinschaft weiterentwickelt.