05.09.2023 08:31 AM

Die letzten 10 Jahre der Nachhaltigkeit – eine entscheidende Zeit

Gelten die 2010er Jahre in Zukunft als Wendepunkt für den gesamten Globus? Das Potential dazu hätten sie. Rekordtemperaturen und Unwettern versetzten ganze Länder in Aufruhr. Unternehmen vernachlässigten ihre sozialen Verpflichtungen.

Um euch ein paar Beispiele zu geben: 2010 wurden durch die Explosion der BP Deepwater Horizon fast fünf Millionen Barrel Öl in den Golf von Mexiko freigesetzt. Beim Einsturz des Rana Plaza-Gebäudes in Dhaka, Bangladesch, starben 2013 über 1.100 Arbeiter:innen. Volkswagen hat als Folge des Abgasskandals von 2015 Geldstrafen in Höhe von mehr als 22 Milliarden Dollar gezahlt.

Doch damit nicht genug: Die Ausbeutung natürlicher Ressourcen durch Unternehmen und Menschen äußert sich im Anstieg der Meerestemperatur, der Ausbreitung von Waldbränden auf der ganzen Welt, rekordverdächtigen Jahren für den globalen Temperaturanstieg, dem Verlust der Artenvielfalt und vielem mehr. Ebenso argumentieren viele Expert:innen, dass die Menschheit auf einen Punkt zusteuert, an dem es kein Zurück mehr gibt und die Umwelt nahezu irreparabel zerstört wird. Uns läuft die Zeit davon, um die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. Folglich können wir nicht länger mit „business as usual“ weitermachen und müssen uns in den nächsten Jahrzehnten grundlegend ändern.

Ziel dieses Artikels ist es, die bedeutenden Entwicklungen und Dreh- und Angelpunkte der globalen Nachhaltigkeitsbewegung im letzten Jahrzehnt zu beleuchten. Wir werden uns auf regulatorische Veränderungen, das Aufkommen von Start-ups, die den Wandel vorantreiben, und Aspekte wie die Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks konzentrieren.

Die sich verändernde regulatorische Landschaft verstehen

  • Kyoto-Protokoll (1997/2005)

Bis vor etwa zehn bis fünfzehn Jahren gab es verschiedene Facetten, die aus ökologischer, sozialer und staatlicher Sicht nicht ganzheitlich betrachtet wurden.  Ein wichtiger Faktor ist daher das Kyoto-Protokoll, das 1997 verabschiedet wurde und 2005 in Kraft trat. Sein Hauptziel: die globale Erwärmung zu verringern, indem die Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf „ein Niveau gesenkt werden, das eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems verhindert“ (Artikel 2).

Von hier aus hat sich die Europäische Union (EU) auf einen transformativen Weg zu einer nachhaltigen Regulierung begeben,, der durch eine Reihe bemerkenswerter Meilensteine gekennzeichnet ist. Diese Meilensteine spiegeln die zunehmende Erkenntnis wider, dass Nachhaltigkeit nicht nur für die Umwelt, sondern auch für den wirtschaftlichen Fortschritt von zentraler Bedeutung ist. Wenn wir uns Meilensteine der nachhaltigen Regulierung ansehen, wird deutlich, dass sich Nachhaltigkeit von einem Randthema zu einer zentralen Säule entwickelt in der EU entwickelt hat.

  • Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung (2014)

Die Nachfrage nach Vorschriften zur nichtfinanziellen Offenlegung ist in den letzten Jahren rapide gestiegen. Aus diesem Bedürfnis heraus wurde die Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung (NFRD) geboren.

Die Richtlinie wurde 2018 von allen 28 EU-Mitgliedstaaten in nationales Recht umgesetzt und verfolgt zwei Hauptziele: 1) Unternehmen sollen dazu angehalten werden, Verantwortung für soziale und ökologische Belange zu übernehmen, und 2) Stakeholdern und Investor:innen sollen nichtfinanzielle Informationen zur Verfügung gestellt werden, um die Wertschöpfung und die Risiken der Unternehmen zu bewerten.

War es ein Erfolg? Nun, der Global Insights Bericht von 2013 bis 2018 zeigt, dass die Zahl der nichtfinanziellen Angaben um 72 % gestiegen ist. In den letzten Jahren wurden weitere Vorschriften angepasst, die NFRD ist jetzt eine von über 4.000 verschiedenen globalen Offenlegungspflichten, die in dieser Zeitspanne eingeführt wurden.

  • Pariser Abkommen (2015)

Das Pariser Abkommen, das während der 21. UNFCCC-Vertragsstaatenkonferenz (COP 21) in Paris innerhalb von zwei Wochen ausgehandelt wurde, stellt einen historischen Wendepunkt für den globalen Klimaschutz dar und wurde am 12. Dezember 2015 verabschiedet. Ziel des Abkommens ist es, die weltweiten Kohlenstoffemissionen deutlich zu reduzieren, um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 bis 2 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Als Teil dieses Vorhabens haben 177 Staaten – die etwa 97% der weltweiten Klimaverschmutzung ausmachen – detaillierte nationale Ziele für die Reduzierung der Emissionen bis 2020 bekannt gegeben.

  • Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums (2018)

Der Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums, der 2018 vorgestellt wurde, ist eine weitere wichtige Initiative der Europäischen Kommission, die darauf abzielt, die Finanzsysteme mit den Grundsätzen der Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen. Ausgehend von der Erkenntnis, dass die Finanzmärkte eine entscheidende Rolle beim Übergang zu einer nachhaltigeren und kohlenstoffarmen Wirtschaft spielen, wurde in dem Plan ein umfassender Rahmen geschaffen, um Investitionen in umweltfreundliche Projekte und Unternehmen zu lenken.

Genauer gesagt besteht dieser ehrgeizige Plan aus einer Reihe miteinander verbundener Maßnahmen, die sich auf Schlüsselbereiche wie die Verbesserung der Transparenz von Finanzinstituten in Bezug auf ihre ökologischen und sozialen Auswirkungen, die Einführung eines einheitlichen Klassifizierungssystems für nachhaltige Aktivitäten (Taxonomie), die Schaffung nachhaltiger Benchmarks und die stärkere Einbeziehung von Nachhaltigkeitsrisiken in die Investitionsentscheidungen konzentrieren.

  • Der Europäische Green Deal (2019)

Geprägt vom Druck der Agenda 2030 und des Pariser Klimaabkommens umfasst der Europäische Green Deal eine Vielzahl von Initiativen, die mehrere Sektoren wie Energie, Verkehr, Landwirtschaft, Industrie und Finanzen umfassen. Zu den wichtigsten Zielen gehören das Erreichen von Netto-Null Treibhausgasemissionen bis 2050, die Förderung des Umstiegs auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz, die Förderung einer Kreislaufwirtschaft, um Abfälle zu minimieren und die Ressourcennutzung zu verbessern, sowie der Schutz von Biodiversität und Ökosystemen. Ein wesentlicher Bestandteil des Green Deal ist die Mobilisierung von öffentlichen und privaten Investitionen, um nachhaltige Projekte und Innovationen zu fördern, die den Übergang zu einer grüneren Wirtschaft unterstützen.

  • Die EU Taxonomie (2021)

Dieser grundlegende Rahmen, der 2021 als Teil der EU-Taxonomieverordnung eingeführt wurde, ist zu einem Kernelement der EU-Strategie für nachhaltige Finanzen geworden. Sie dient als robustes Instrument zur Klassifizierung wirtschaftlicher Aktivitäten auf der Grundlage ihrer ökologischen Nachhaltigkeit, mit dem Ziel, nachhaltige Investitionen zu erleichtern und finanzielle Aktivitäten mit den Grundsätzen des Umweltschutzes und der Eindämmung des Klimawandels in Einklang zu bringen.

Die EU-Taxonomie legt ein standardisiertes System fest, mit dem bewertet wird, ob eine Wirtschaftstätigkeit einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung eines oder mehrerer der sechs in der Taxonomie-Verordnung aufgeführten Umweltziele leistet: (1) Eindämmung des Klimawandels, (2) Anpassung an den Klimawandel, (3) nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, (4) Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, (5) Vermeidung und Kontrolle von Umweltverschmutzung und (6) Schutz und Wiederherstellung von Biodiversität und Ökosystemen.

Der Rahmen wurde entwickelt, um die Transparenz zu erhöhen, Investor:innen und Unternehmen klare Richtlinien für nachhaltige Investitionen an die Hand zu geben und zum Gesamtziel der EU beizutragen, bis 2050 klimaneutral zu werden. Durch die Festlegung einer gemeinsamen Sprache für nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten fördert die Taxonomie Konsistenz und Verantwortlichkeit und unterstützt so den Übergang zu einer nachhaltigeren und umweltverträglicheren Wirtschaft in der EU.

  • Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) (2021)

Aufbauend auf früheren Bemühungen stellt die CSRD einen bedeutenden Schritt in der nachhaltigen Regulierung dar. Sie erweitert den Geltungsbereich der Richtlinie über die nichtfinanzielle Berichterstattung und verpflichtet alle großen und börsennotierten Unternehmen, detaillierte EU-Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung einzuhalten. Die CSRD zielt darauf ab, die Konsistenz und Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeitsinformationen zu verbessern, um Investor:innen, politischen Entscheidungsträger:innen und anderen Stakeholdern eine fundiertere Entscheidungsfindung zu ermöglichen.

  • The EU Sustainability Reporting Standards (ESRS) (2023)

Zwischen der CSRD und der ESRS gibt es eine enge Verbindung. Während die erstgenannte Richtlinie die rechtlichen Anforderungen festlegt, die eine breitere Palette von Unternehmen zur Offenlegung detaillierter Nachhaltigkeitsinformationen verpflichten und damit den Umfang der Berichterstattung erweitern, enthält die ESRS spezifische Leitlinien, um die Einhaltung der CSRD-Berichterstattung sicherzustellen. Zusammen bilden die CSRD und die ESRS einen einheitlichen Ansatz zur Verbesserung von Transparenz, Rechenschaftspflicht und Nachhaltigkeit in den Geschäftspraktiken.

Einige dieser Vorschriften zielen besonders darauf ab, ein innovativeres und nachhaltigeres Wirtschaftsumfeld zu schaffen. Im nächsten Abschnitt sehen wir uns jetzt an, ob diese Änderungen und Entwicklungen in der Regulatorik einen tatsächlichen positiven Impact auf die globale Nachhaltigkeit hatten.

Investitionen, Innovationen und Regulierung: Lohnt sich der Aufwand?

Infolge des zunehmenden Bewusstseinswandels und des regulatorischen Schwerpunkts auf die Eindämmung von Treibhausgasemissionen wurden verschiedene Länder und Industrien dazu angehalten, ihre Anstrengungen zur Verringerung des CO₂-Fußabdrucks zu verstärken. Diese Phase war geprägt von der Einführung erneuerbarer Energien und Innovationen im Bereich der Energieeffizienz.

Neueste Untersuchungen der Internationalen Energieagentur zeigen, dass die weltweiten Kohlendioxidemissionen langsam ein Plateau erreichen, aber nicht zurückgehen. Der kleine Einbruch im Jahr 2020 ist lediglich auf die Covid-19-Krise zurückzuführen. Im Jahr 2021 stiegen die weltweiten energiebedingten Kohlenstoffemissionen im Vergleich zum Vorjahr um 6 % und erreichten damit den höchsten Stand in der Geschichte.

Um die Netto-Null-Ziele zu erreichen, ist jedes Jahr immer noch eine Reduzierung um 7 % der gesamten Emissionen erforderlich.

Obwohl wir große Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit und Regulierung gemacht haben, sind die weltweiten Kohlenstoffemissionen nicht zurückgegangen. Als Nächstes werfen wir einen Blick darauf, wie Investitionen in nachhaltige Innovationen dieser Entwicklung entgegenwirken können.

Ein entscheidender Zeitraum für nachhaltige Methoden

Infolge der nachhaltigen Regulatorikwelle sind viele Initiativen und Start-ups entstanden, die sich auf die Reduzierung von CO₂ in verschiedenen Bereichen unseres Lebens konzentrieren – Gebäude, Energieerzeugung, Transport und Mobilität, Lebensmittel und andere. Einige bemerkenswerte Beispiele sind Tesla, das mit seinen Elektrofahrzeugen und nachhaltigen Energielösungen die Automobilindustrie revolutioniert hat, sowie Northvolt, ein schwedisches Unternehmen, das sich auf die Herstellung nachhaltiger Batterien zur Energiespeicherung konzentriert, 1Komma5 für klimaneutrale Energielösungen oder Enpal, das Solarzellen herstellt.

Betrachtet man die Statistik für das Jahr 2021, so hat planet-positive Tech rund 10 Mrd. USD an Investitionen erreicht, was 11 % aller jährlichen Investitionen ausmacht und eine Versechsfachung der Wachstumsgeschwindigkeit im Vergleich zu 2017 bedeutet. Im Zusammenhang mit nachhaltigem Unternehmertum bezieht sich „planet-positive“ auf einen Geschäftsansatz, der darauf abzielt, einen positiven Nettoeffekt auf das Gesamtwohl des Planeten zu erzielen. Im Gegensatz zu traditionellen Nachhaltigkeitspraktiken gehen planet-positive Initiativen über die bloße Abmilderung negativer Auswirkungen hinaus und versuchen, aktiv zur Wiederherstellung und Erhaltung der Umwelt beizutragen. Inmitten einer Landschaft, die vor allem in den Bereichen saubere Energie und Klima stark expandiert, ist es interessant, die Finanzierungsaspekte zweckorientierter Technologieunternehmen genauer zu untersuchen. Das bedeutet, dass wir genauer aufschlüsseln müssen, welche spezifischen Ursachen die meiste Aufmerksamkeit erhalten.

In der Planet Positive Sparte floss der größte Teil der Investitionen in Unternehmen, die sich mit den Herausforderungen bezahlbarer und sauberer Energie (SDG 7) und Klimaschutz (SDG 13) befassen. Andere SDGs, in die in den letzten Jahren in großem Umfang investiert wurde, sind nachhaltige Städte und Gemeinden (SDG 11), Industrie, Innovation und Infrastruktur (SDG 9) sowie Gesundheit und Wohlbefinden (SDG 3).

Einer der beispielhaften Vertreter dieser neuen unternehmerischen Welle ist Climeworks. Das 2009 gegründete Schweizer Unternehmen verfolgt einen herausfordernden, aber lang anhaltenden Weg. Climeworks ist ein Pionier auf dem Gebiet der Kohlenstoffabscheidung, über welche wir auch schon berichtet hatten, und will damit einen Beitrag zu den weltweiten Bemühungen leisten, die für die Erderwärmung verantwortlichen Treibhausgasemissionen zu bekämpfen. Die Technologie von Climeworks besteht darin, CO₂ aus der Umgebungsluft abzuscheiden und es dann entweder zu nutzen oder zu binden, um seine Freisetzung in die Atmosphäre zu verhindern.

Es ist offensichtlich, dass die globale Besorgnis über den Klimawandel seit Jahrzehnten an Reibung gewonnen hat. Doch trotz der spannenden Dynamik dieses Themas berichteten 2011 nur 20 % der S&P 500-Unternehmen über ihre nachhaltigen Bemühungen und ihre soziale Verantwortung als Unternehmen (CSR). Selbst bei dieser mageren Berichterstattung fehlte es eindeutig an greifbaren Maßnahmen für einen nachhaltigen Wandel. Aufgrund des schnell wachsenden Bewusstseins der Investor:innen und der Öffentlichkeit sowie der Einführung von Vorschriften, die die Dekarbonisierung fördern, wurde sofort gehandelt. Im Jahr 2013 veröffentlichten 72 % der S&P 500-Unternehmen Nachhaltigkeits- oder CSR-Berichte. So haben die verschärften Regulatorikwerke zwar ihre Klimaziele bisher verfehlt, haben aber definitiv einen positiven Impact auf die nachhaltige Berichterstattung.

Als klar wurde, dass die derzeitigen Versuche, den Temperaturanstieg zu stoppen, möglicherweise nicht ausreichen, begannen die Unternehmen, die Chance zu erkennen, sich des Problems anzunehmen. Umwelt-, Sozial- und Governance-Metriken (ESG) wurden von Unternehmen übernommen und gefördert, und allein von 2020 bis 2021 verdreifachte sich die Zahl der Unternehmen, die sich zu wissenschaftlich fundierten Nachhaltigkeitszielen verpflichteten. Schließlich traten Unternehmen auf den Plan, die Nachhaltigkeit als taktisches Mittel zur Wertschöpfung einsetzten, und es entstanden „Klima-Unicorns“ wie Ola electric, Oatly, die bereits erwähnten Northvolt und Climeworks, sowie große Unternehmen wie Tesla.

Nachhaltige Innovationen für eine nachhaltige Zukunft

Ein Merkmal der Start-ups in diesem Bereich ist, dass sie komplementäre Technologien einbeziehen und mit Unternehmen zusammenarbeiten, die Lücken im Know-How füllen. Die Unternehmen sind zwar sehr wettbewerbsorientiert, aber man hat das Gefühl, dass sie gemeinsam große Missionen eingehen wollen, angetrieben vom gemeinsamen Ziel der Nachhaltigkeit.

Auf der Grundlage von Kooperationen und anderen Bausteinen zwischen Startups, Unternehmen und Forschung haben wir in den letzten zehn Jahren einige erfolgreiche nachhaltige Innovationen gesehen. Wir haben sieben von ihnen ausgewählt, um dir eine bessere Vorstellung davon zu geben, wie viel Bewegung und Veränderung erzeugt werden kann. Diese Technologien sind nicht nur eine Zusammenfassung der Innovationen der letzten zehn Jahre. Da viele dieser Technologien weiter reifen und massentauglich werden, können sie auch als Ausblick auf die Zukunft nachhaltiger Innovationen verstanden werden.

  1. Grüne Architektur:Gebäude verbrauchen fast 40% der weltweiten Primärenergieproduktion. Doch dank umweltbewusster architektonischer Praktiken erlebt der städtische Raum eine Revolution. Die Nutzung natürlicher Ressourcen, die Verwendung nachhaltiger Materialien und die Einbeziehung natürlicher Elemente wie begrünte Dächer sind in den Vordergrund gerückt und bieten einen umweltfreundlichen Lebensstil bei gleichzeitiger Energieeinsparung. Einer der Standards, die nachhaltige Architektur zertifizieren, ist LEED. LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) ist das weltweit am weitesten verbreitete Bewertungssystem für nachhaltiges Bauen. Die LEED-Zertifizierung ist für praktisch alle Gebäudetypen verfügbar und bietet einen Rahmen für gesunde, hocheffiziente und kostensparende grüne Gebäude, die Vorteile für die Umwelt, die Gesellschaft und die Verwaltung bieten.
  2. Straßenbelag aus recyceltem Kunststoff: Eine kreative Lösung für die Plastik-Epidemie: Straßen werden jetzt aus recyceltem Plastik gebaut. Diese zweischneidige Lösung bekämpft die Plastikverschmutzungund erhöht die Haltbarkeit der Infrastruktur. Indien hat bereits über 60.000 Meilen dieser Straßen gebaut. In Großbritannien, Europa und auch in Asien ist diese Technologie auf dem Vormarsch. Auch wenn es sich derzeit noch um eine Nischentechnologie handelt, sagen Expert:innen, dass Straßenbelag eine der vielen Verwendungsmöglichkeiten für weggeworfenes Plastik sein könnte.
  3. Elektrischer Fahrzeugantrieb: Mit dem Wandel in der Automobilindustrie sind Elektrofahrzeuge zum Synonym für umweltfreundlichen Verkehr geworden. Modernste Batterietechnologie und fortschrittliche Ladelösungen haben sie zur ersten Wahl für umweltbewusste Verbraucher:innen gemacht. Die Elektrifizierung soll bis 2030 den Bedarf an 5 Millionen Barrel Öl pro Tag vermeiden.
  4. Carbon Capture and Storage (CCS): Das Versprechen, Kohlenstoff direkt an den Emissionsquellen abzuscheiden und zu binden, ist in den letzten Jahren zur Realität geworden. Diese Technik kann nicht nur Emissionen eindämmen, sondern auch zu kohlenstoffnegativen Lösungen führen, wenn sie mit Bioenergieanwendungen kombiniert wird.
  5. Smart Meter: Mit der Einführung von intelligenten Stromzählern, die den Energieverbrauch direkt überwachen, können die Verbraucher:innen ihren Energieverbrauch aktiv steuern und überwachen. Diese Technologie trägt nicht nur zu einer effizienten Energienutzung bei, sondern verbessert auch die Nachhaltigkeit des Netzes. Im Vergleich zu herkömmlichen Zählern konnten die intelligenten Zähler den Stromverbrauch von Haushaltskund:innen im Durchschnitt um 2,3 % und den Gasverbrauch um 1,5 % pro Jahr senken.
  6. Künstliche Photosynthese: Nach dem Vorbild der Natur haben Wissenschaftler Methoden entwickelt, um die Energieumwandlung von Pflanzen nachzuahmen. Dies verspricht einen effizienteren Weg zur Speicherung von Solarenergie, der die traditionellen Methoden übertrifft. Vor allem für VCs sind diese Innovationen bereits ein interessantes Investitionsziel.
  7. Schmelzsalz-Energiespeicher: Die Sonne scheint nicht nachts und der Wind weht nicht immer wie gewünscht. Chemische und elektrische Methoden der Energiespeicherung leiden unter Energieverlusten, während mechanische Speicher wie Wasserpumpen und Druckluft eine geringe Energiedichte haben und von der geografischen Lage abhängen. Um den Unwägbarkeiten der erneuerbaren Energien entgegenzuwirken, hat sich die thermische Speicherung mit geschmolzenen Salzen durchgesetzt. Geschmolzene Salze haben einen hohen Siedepunkt, eine niedrige Viskosität, einen niedrigen Dampfdruck und eine hohe volumetrische Wärmekapazität, was sie zu einer guten Alternative für die Energiespeicherung macht. Die Salze werden erhitzt und außerhalb der Stoßzeiten in einem isolierenden Behälter gelagert. Wenn Energie benötigt wird, wird das Salz in einen Dampfgenerator gepumpt, der Wasser kocht, eine Turbine antreibt und Strom erzeugt. So wird sichergestellt, dass die Energie unabhängig vom Wetter ununterbrochen zur Verfügung steht und die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage überbrückt wird.

Diese bemerkenswerten Fortschritte verdeutlichen das unermüdliche Streben nach grünen Alternativen in jüngster Zeit. Sie stehen für unser Engagement, einen Weg zu beschreiten, der unseren Planeten respektiert und pflegt.

Aktuelle Herausforderungen und Zukunftsaussichten

Wie die Entwicklung der weltweiten Kohlenstoffemissionen bereits gezeigt hat, gibt es noch viel Raum für Verbesserungen. In den folgenden Abschnitten findest du vier Bereiche, in denen noch wichtige Innovationen stattfinden müssen, um eine nachhaltige Zukunft zu fördern.

Dynamik im Verkehr

  1. Transformation des Stadtverkehrs: Da die Weltbevölkerung immer mehr in die Ballungszentren zieht, werden die städtischen Verkehrsinfrastrukturen immer stärker belastet. Während wir einen Aufschwung bei Elektrobussen und U-Bahnen erleben, könnten bahnbrechende Vorschläge wie das Hyperloop-Konzept oder selbstfahrende Elektrofahrzeuge das Pendeln in den Städten neu gestalten. Hier gibt es schon erste Innovationen, aber es ist noch ein weiter Weg zur Massentauglichkeit.
  2. Fortschritte in der grünen Luftfahrt: Der Flugverkehr ist nach wie vor ein starker Verursacher von Kohlenstoffemissionen. Während Elektroautos Schlagzeilen machen, kämpft die Luftfahrt darum, auf einen grünen Zweig zu kommen. Die Einführung nachhaltiger Biokraftstoffe, elektrisch betriebener Flugzeuge und möglicherweise solarbetriebener Flüge könnte einen neuen Kurs für diesen Sektor setzen.
  3. Vereinheitlichte Reise-Ökosysteme: Die Umstellung von isolierten Verkehrsmitteln auf ein umfassendes, harmonisiertes Verkehrssystem hat Potenzial. Stell dir eine Zukunft vor, in der Autos, öffentliche Verkehrsmittel und Fußgängerwege nahtlos ineinandergreifen, um die Effizienz zu steigern und den ökologischen Fußabdruck zu minimieren.

Innovationen in der Landwirtschaft

  1. Maßgeschneiderte landwirtschaftliche Techniken: Durch den Einsatz von Technologie können wir die landwirtschaftlichen Aktivitäten für bestimmte Parzellen genau bestimmen und anpassen, um den Ertrag zu maximieren und Ressourcen zu sparen. Mit Hilfe von Drohnen, künstlicher Intelligenz und vernetzten Geräten können wir die Vitalität des Bodens, die Entwicklung der Pflanzen und Umweltvariablen im Auge behalten, um den Ressourceneinsatz zu optimieren.
  2. Neue Proteinequellen: Die wachsende Weltbevölkerung verlangt nach mehr Eiweiß. Die konventionelle Fleischproduktion ist jedoch für ihre ökologischen Auswirkungen berüchtigt. Durchbrüche in der zellulären Landwirtschaft, Insektenproteine und fortschrittliche pflanzliche Ersatzstoffe können diesen Proteinbedarf nachhaltig decken.
  3. Revolutionierung von Fischfarmen: Die Überfischung beunruhigt die Ökosysteme der Meere. Dennoch ist Fisch für viele Menschen nach wie vor ein Grundnahrungsmittel. Innovative Fischzuchtmethoden, wie die Tiefsee-Aquakultur in Kombination mit algenbasierter Ernährung, können Teil der Lösung sein. Die Idee einer harmonischen Aquakultur, in der verschiedene Meeresarten nebeneinander existieren, kann die Produktivität steigern und gleichzeitig das Gleichgewicht der Meere aufrechterhalten.

Energievolle Horizonte

  1. Neue Wellen in der Solarenergie: Solarzellen haben schon viele Dächer bedeckt, aber die Nutzung der Sonnenenergie ist noch immer ein Feld mit viel Potenzial. Fortschritte bei Perowskit-Solarzellen oder lichtdurchlässigen Paneelen könnten sich als bahnbrechend erweisen und es ermöglichen, dass mehr Oberflächen mühelos Energie erzeugen können.
  2. Aussichten für die Gezeitenkraft: Die Ozeane mit ihren unerbittlichen Gezeiten sind riesige Energiereserven, die nur darauf warten, angezapft zu werden. Neue Technologien versuchen, die Gezeiten zu nutzen, ohne das Leben im Meer zu stören, und bieten eine wirklich nachhaltige Energiealternative.
  3. Batterien für die Zukunft: Der Knackpunkt bei der Energienutzung liegt oft in der Speicherung, und während Lithium-Ionen-Batterien heute die Oberhand haben, könnten alternative Speicherlösungen wie flüssige Luft oder schwerkraftbasierte Systeme unsere Energiezukunft bestimmen.

Konzepte für eine grünere Architektur

  1. Mehr als herkömmliche Ziegel: Da sie die Grundlage unserer Gebäude sind, spielen Baustoffe eine zentrale Rolle beim umweltfreundlichen Bauen in der Zukunft. Die Verwendung von Stampflehm, Bambus oder Hanfbeton kann die Art und Weise verändern, wie wir Baumaterialien wahrnehmen – und Stärke mit Nachhaltigkeit verbinden.
  2. Natürliche Innovationen zur Klimatisierung: Über elektrische HLK (Heizung, Lüftung, Klimatechnik)-Systeme hinaus könnten Innovationen wie geothermische Kühlung, begrünte Dächer oder passive Solarkonzepte die Klimatisierung von Innenräumen neu definieren, indem sie sich auf die Weisheit der Natur verlassen.
  3. Intelligente Lebensräume: Die Lebensräume von morgen werden vielleicht nicht nur gebaut, sondern „entwickeln“ sich weiter. Intelligente Haussysteme, die mit künstlicher Intelligenz verknüpft sind, können kontinuierlich lernen und sich anpassen, um den Energieverbrauch, den Wasserverbrauch und sogar das Abfallmanagement zu optimieren und so Häuser zu schaffen, die die Umwelt aktiv schützen.

Neben marktgerechten Innovationen gibt es auch andere, allgemeinere Wege, um die Wahrscheinlichkeit einer nachhaltigen Zukunft zu erhöhen. Im Folgenden werden Strategien vorgeschlagen, die zu effektiven Nachhaltigkeitsbemühungen führen können:

  • Ganzheitliche Politikgestaltung: Die Politik sollte sich darauf konzentrieren, eine umfassende und kohärente Umweltpolitik zu entwerfen, die die potenziellen Zielkonflikte zwischen kurzfristigen Emissionssteigerungen und langfristigen Innovationsvorteilen berücksichtigt. Dazu gehört auch, den Zeitpunkt, den Umfang und die Flexibilität von Vorschriften zu bewerten, um unbeabsichtigte negative Folgen zu minimieren. Ein Beispiel für ein solches formalisiertes Bündel von Maßnahmen und Initiativen ist das Sustainable Finance Package, das nachhaltige Investitionen fördern und Finanzaktivitäten mit ESG-Überlegungen in Einklang bringen soll.
  • Innovationsanreize: Vorschriften können so gestaltet werden, dass sie innovative Ansätze aktiv fördern. Zu den Anreizen könnten Subventionen, Zuschüsse oder Steuererleichterungen für die Forschung und Entwicklung sauberer Technologien gehören. Dies würde ein Umfeld schaffen, in dem die Einhaltung von Vorschriften Investitionen in nachhaltige Lösungen antreibt.
  • Förderung von Innovationen durch Subventionen: Der Verdrängungseffekt staatlicher Subventionen kann die Innovationsleistung von Unternehmen erheblich steigern, indem sie ihnen die notwendigen Ressourcen, Anreize und geringeren Risiken für innovative Aktivitäten bieten. Das Argument der Wirksamkeit von Subventionen besagt außerdem, dass solche öffentlichen Anreizsysteme einen „Zertifizierungseffekt“ erzeugen. Wenn die F&E-Aktivitäten eines Unternehmens von der Regierung unterstützt werden, sendet dies ein positives Signal an den Markt über die Qualität der Geschäftstätigkeit des Unternehmens und verringert so die interne und externe Informationsasymmetrie.
  • Vorausschauende Regulierung: Um das Risiko ineffizienter Regulierung zu mindern, sollten Vorschriften mit einer sorgfältigen Prüfung ihrer potenziellen Auswirkungen auf das Verhalten der Erzeuger einhergehen. Um die Anreize für eine kurzfristige Extraktion zu antizipieren und zu bekämpfen, können Mechanismen wie progressive Emissionsreduktionsziele oder eine schrittweise Umsetzung von Vorschriften eingesetzt werden.
  • Marktwirtschaftliche Mechanismen: Marktbasierte Instrumente wie Kohlenstoffpreise oder Emissionshandelssysteme können beide Perspektiven berücksichtigen. Indem sie die Kosten der Kohlenstoffemissionen internalisieren, bieten diese Mechanismen wirtschaftliche Anreize für Produzenten, die Emissionen kurzfristig zu reduzieren, und fördern gleichzeitig Innovationen für eine langfristige Nachhaltigkeit.
  • Zusammenarbeit und Partnerschaften: Dieser Widerspruch macht deutlich, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen allen relevanten Akteuren dieser neuen Welle des Unternehmertums ist, die durch den nachhaltigen Wandel ausgelöst wird. Eine engere Zusammenarbeit zwischen Start-ups, Investor:innen und Unternehmen ist ein wichtiger Weg, um die Einführung nachhaltiger Praktiken und Technologien zu beschleunigen und durchzusetzen. Start-ups bringen frische Ideen und Flexibilität ein, Investor:innen stellen Kapital und Beratung zur Verfügung und Unternehmen bieten Branchenkenntnisse und Ressourcen. Durch die Nutzung der Stärken und des Fachwissens der einzelnen Akteure und die Abstimmung ihrer Bemühungen beschleunigt diese kollaborative Synergie nicht nur die Entwicklung nachhaltiger Innovationen, sondern schafft auch ein stabiles Ökosystem. Das IMPACT FESTIVAL ist ein Beispiel dafür, wie ein solches Ökosystem interaktive Beziehungen zwischen Green-Tech-Start-ups, KMU, Nachhaltigkeitsmanager:innen in Unternehmen und Investor:innen fördert. Das Ziel dieses Events ist es, den Wissensaustausch zu fördern, um wirkungsvolle Lösungen zu entwickeln und den grünen Wandel zu beschleunigen.

Ein Jahrzehnt bahnbrechender nachhaltiger Innovationen

In den letzten 10 bis 15 Jahren hat sich ein deutlicher Wandel in Richtung Nachhaltigkeit vollzogen. Impact-Start-ups haben nachhaltige Innovationen vorangetrieben, Branchen umgestaltet und Produktions- und Konsummodelle neu definiert. Bis 2021 erreichen die Investitionen in „Planet-Positive-Tech“ 10 Mrd. USD, was das wachsende Engagement für „Planet-Forward“-Initiativen verdeutlicht. Der Schwerpunkt liegt dabei auf sauberer Energie, Klimaschutz und nachhaltigen Städten.

Die Regulierungsbehörden waren in den letzten Jahrzehnten nicht untätig. Vom Kyoto-Protokoll bis zur EU-Taxonomie haben wir wichtige regulatorische Schritte erlebt. In den letzten Monaten gab es weitere globale regulatorische Veränderungen. Auf der UN-Biodiversitätskonferenz (COP 15) wurde eine wichtige Verpflichtung mit dem Titel „30 until 30“ eingegangen, die darauf abzielt, bis 2030 30 % der Landflächen und Ozeane des Planeten zu schützen. Dieses Ziel soll den Verlust der biologischen Vielfalt stoppen und die Gesundheit wichtiger Ökosysteme nachhaltig sichern. Umgekehrt wurde auf der COP27 das dringende Thema „Loss & Damage“ hervorgehoben. Dabei geht es um die unumkehrbaren Auswirkungen des Klimawandels, von denen besonders gefährdete Länder betroffen sind. Auf der Konferenz wurde der Bedarf an finanzieller und technischer Hilfe für die betroffenen Regionen hervorgehoben. Zusammengenommen unterstreichen diese Ergebnisse das Engagement der internationalen Gemeinschaft bei der Bewältigung drängender Umweltprobleme und der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft.

Zusammenarbeit ist das Herzstück der nachhaltigen Innovation. Indem verschiedene Start-ups ihre Stärken vereinen, bauen sie an einer helleren, grüneren Zukunft. Das vergangene Jahrzehnt hat einige wirklich transformative Lösungen hervorgebracht. Unsere Stadtbilder entwickeln sich mit grüner Architektur weiter, wobei LEED als globaler Prüfstein den Weg weist. Es entstehen kreative Lösungen wie Straßen aus recyceltem Kunststoff, die sowohl die Umwelt als auch die Infrastruktur schonen. Der Trend zu Elektrofahrzeugen verändert den Verkehr und verspricht einen saubereren Arbeitsweg. Bahnbrechende Techniken wie die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) haben das Potenzial für eine sauberere Atmosphäre. Intelligente Stromzähler ermöglichen es den Haushalten, ihre Energiegewohnheiten zu überwachen. Im Bereich der Energiespeicherung bieten die neuartigen Methoden der künstlichen Fotosynthese und der Energiespeicherung mit geschmolzenem Salz bahnbrechende Lösungen. Jeder Fortschritt ist ein Beweis für unser gemeinsames Engagement für den Schutz unseres Planeten.